Spätestens seit seinem Triumph beim prestigeträchtigen Tschaikowsky-Wettbewerb 2019 ist Alexandre Kantorow einer der gefragtesten Pianist:innen der jungen Generation und auf den bedeutenden Bühnen der Konzertwelt unterwegs. Auch in der Elbphilharmonie sorgte er schon mehrfach für Begeisterung. Bekannt ist er vor allem für seine gleichermaßen virtuosen wie einfühlsamen Interpretationen romantischer Klaviermusik. Nicht ohne Grund feierte ihn die Kritik als den »wiedergeborenen Liszt«.
Diese Bezeichnung winkt Alexandre Kantorow verlegen lachend ab. Auf seinen Programmen findet man Liszt dennoch häufig. Während er im Mai 2022 mit dessen virtuosem Zweiten Klavierkonzert im Großen Saal glänzte, widmet er sich im Flügellager einer deutlich intimeren Form der Liszt’schen Klavierliteratur: einer Bearbeitung von Franz Schuberts bewegendem Lied »Die Stadt«.
Der Künstler
1997 geboren, wuchs Alexandre Kantorow in einer Musikerfamilie auf. Beide Eltern sind Musiker, die Mutter Geigerin, der Vater, Jean-Jacques, ist zunächst als Geiger und später auch als Dirigent berühmt geworden. Das bedeutet aber nicht, dass ihr Sohn als Kind mehr in Konzerthäusern als auf Spielplätzen unterwegs gewesen wäre: »Wir waren selten im Konzert«, erzählt Alexandre Kantorow, »und das Klavier war für mich viele Jahre lang nur etwas, das ich halt gerne nach der Schule gemacht habe.«
Mit gerade einmal 22 Jahren gewann der französische Pianist 2019 dann den Ersten Preis und die Goldmedaille beim renommierten Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. Damit gelang ihm ein regelrechter Senkrechtstart in eine internationale Karriere: Seither ist er auf den bedeutendsten Bühnen der Welt unterwegs und arbeitet mit renommierten Orchestern wie dem Budapest Festival Orchestra, das Orchestre de Paris und das Concertgebouworkest Amsterdam.
Programm
Franz Schubert
Die Stadt / Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt
Weitere Mitwirkende:
Udo Potratz Recording & Mixing
Jasper Techel / Gert Seggewiss Camera & Edit
David Lössl Edit
Mike Neumann Technische Projektleitung
Jörn Grell / Christian Tiemann Beleuchtung
Julian Conrad / Julika von Werder
Konzept & Produktion
Die Musik
Liszt verfasste Hunderte Liedbearbeitungen für Klavier solo, über 50 alleine von Liedern seines Wiener Kollegen Franz Schubert. Der Klaviervirtuose und Komponist bewunderte Schubert zutiefst, nannte ihn sogar »den poetischsten Musiker aller Zeiten«, nachdem er dessen Lieder bei einem Wien-Besuch 1838 in den gut besuchten Salons der Stadt gehört hatte – »mit großer Freude und Tränen in den Augen«, wie er später berichtete.
Er war begeistert von der musikalischen Dramatik und Poesie dieser Musik, die die Inhalte und Emotionen des Textes so unmittelbar und intensiv erlebbar machte. Und zwar so sehr, dass Liszts Klavierparaphrasen tatsächlich auch ohne Text die emotionale Tiefe und Ausdruckskraft der originalen Lieder wahren.
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»Die Stadt«: Liedtext
Die Stadt
Heinrich Heine
Am fernen Horizonte
Erscheint, wie ein Nebelbild,
Die Stadt mit ihren Türmen
In Abenddämmrung gehüllt.Ein feuchter Windzug kräuselt
Die graue Wasserbahn;
Mit traurigem Takte rudert
Der Schiffer in meinem Kahn.Die Sonne hebt sich noch einmal
Leuchtend vom Boden empor,
Und zeigt mir jene Stelle,
Wo ich das Liebste verlor.
Der Ort
Im zehnten Stock liegt, gut versteckt im Backstagebereich, das Flügellager der Elbphilharmonie. Hier lagern bei optimaler Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur fünf wertvolle Konzertflügel der Firma Steinway, die regelmäßig gestimmt, bespielt und vor Proben und Konzerten auf die Bühnen gerollt werden – im Schnitt 400 Mal pro Saison.
Zur Reihe
Für die Elbphilharmonie Sessions nehmen Künstler exklusive Musikvideos in Elbphilharmonie und Laeiszhalle auf – manchmal auch abseits der Bühnen, an ungewöhnlichen Orten. So sehen die Konzerthäuser von innen aus. Und so klingen sie.