Die Reihe: Innerviews
Nach innen – in den »Elbphilharmonie Innerviews« sind Künstler auf ihren ganz eigenen Wegen in der Elbphilharmonie unterwegs und lassen dabei ihren Gedanken freien Lauf. Das Ergebnis: Besondere Einblicke in die Räume des Konzerthauses und ein außergewöhnlich persönliches Kennenlernen der Künstler außerhalb der Bühne.
»Indem wir jeden Menschen mit einbeziehen und die Musik miteinander teilen, können wir den Konzertsaal zu einem Zufluchtsort und sicheren Hafen für alle machen, die ihn betreten.« Wer ihn kennenlernt, ahnt schnell, dass Roderick Cox hiermit nicht nur seine künstlerische Absicht, sondern eine ganze Lebenseinstellung formuliert. Er wolle »Türen öffnen, statt Mauern zu bauen«, sagt der amerikanische Dirigent im Innerview.
Die Reihe »Elbphilharmonie Innerviews« wird unterstützt von unserem Principal Sponsor Julius Bär.
Vom Traum zur Wirklichkeit :Roderick Cox im Innerview
Hätte man ihm als Kind gesagt, dass er einmal auf den großen Bühnen der Welt zu Hause sein würde, dass er ein Vorbild werden könne und Chancen vergeben dürfte – er hätte es nicht geglaubt. Er hätte es nicht einmal zu träumen gewagt. »Aufgewachsen in einem Haushalt mit nur einem Elternteil, wo der Zugang zu einer klassischen Musikausbildung eigentlich nicht möglich war, kam es mir nie in den Sinn, dass ich eines Tages ein professioneller Dirigent werden könnte«, erzählt der in Georgia geborene Roderick Cox. Gegen alle Widerstände fand er als junger Mann den Weg an die Musikhochschule in Columbus. »Die Musik hat mich dort gefunden, wo ich war, und mich dahin gebracht, wo ich heute bin«, sagt der inzwischen in Berlin lebende Dirigent bescheiden.
Sein Glück möchte er weitergeben: Schon seit ein paar Jahren setzt er sich mit der eigens gegründeten Roderick Cox Music Initiative für die Förderung afroamerikanischer Nachwuchstalente ein, denen er Instrumente finanziert sowie Musikunterricht und intensive Sommercamps ermöglicht.

»Meine musikalische Reise ist die Geschichte meines Lebens.«
Menschen verbinden
Auch als Dirigent und Musiker spürt er eine große gesellschaftliche Verantwortung: »Klassische Musik ist nicht nur eine Kunst, mit der wir uns wohlfühlen sollen, sondern sie sollte auch zum sozialen Denken anregen, Ungerechtigkeiten aufzeigen, unsere Freiheit fördern und die Menschen miteinander verbinden.«
Ein Wort zur Elbphilharmonie? »Einer der großen Leuchttürme für Kunst in der Welt« – ein schönes Kompliment für das Konzerthaus an der Elbe, das er als einen echten »Magneten« empfindet. Auch der Stadt Hamburg fühlt er sich in besonderer Weise verbunden – ist es doch immerhin die Geburtsstadt seines Lieblingskomponisten Johannes Brahms.
Auf der Suche nach Begegnung :Über Roderick Cox
Als Gewinner des prestigeträchtigen Internationalen Dirigentenwettbewerbs Sir Georg Solti eroberte Roderick Cox vor einigen Jahren die großen Bühnen der Welt. Seither zählt er zu den gefragten Künstlern seines Fachs. Dabei ist er ständig auf der Suche nach künstlerischem sowie menschlichem Austausch mit anderen Kulturen: »Ich glaube, solche Begegnungen vertiefen meine musikalische Stimme und ermöglichen es mir, etwas Bedeutenderes zu sagen.«

In der Elbphilharmonie war Roderick Cox zuletzt mit dem groß angelegten Konzertprojekt »Song of America: A Celebration of Black Music« zu erleben, das sich der afroamerikanischen Musikkultur widmet. Der Abend mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Thomas Hampson und weiteren großen Stimmen ist noch bis Juni 2022 als Stream in der Mediathek verfügbar. Ausschnitte aus dem Konzert sind auch im Innerview zu hören, und zwar aus William Dawsons »Negro Folk Symphony«.
Text: Julika von Werder; Stand: 23.08.2021