»Hope in the Night«: Titelgeber des dritten Teils der von Thomas Hampson präsentierten »Celebration of Black Music« ist der Mittelsatz von William Levi Dawsons »Negro Folk Symphony«. In diesem bahnbrechenden Werk verarbeitete Dawson bekannte Spiritual-Melodien – so kunstvoll und zugleich so fern jeder vordergründigen Folklore, dass die Sinfonie bei ihrer Uraufführung 1934 vom Publikum enthusiastisch gefeiert wurde. Auch die erste Hälfte des Konzertprogramms dreht sich ganz um die traditionellen Spirituals. Ob behutsame Arrangements der Originale wie die von Hale Smith oder von Spirituals inspirierte eigene Schöpfungen wie die Lieder aus den Opern von William Grant Still; ob mit Gesang oder rein instrumental: Diese Rhythmen und Melodien gehen ins Blut und sprechen von geplatzten und wahr gewordenen Träumen, von Abschied und Neubeginn, von Mut und Hoffnung. Ein ganzer Abend voll grandioser musikalischer Neuentdeckungen!
Hinweis: Alle Konzerte des Internationalen Musikfests 2021 stehen als kostenlose Streams zur Verfügung und sind nach der Erstausstrahlung für den gesamten Festivalzeitraum abrufbar.
Thomas Hampson: A Celebration of Black Music
Besetzung
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Louise Toppin Sopran
Leah Hawkins Sopran
Lawrence Brownlee Tenor
Thomas Hampson Bariton
Dirigent Roderick Cox
Programm
»Hope in the Night«
Dauer: ca. 120 Minuten
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Vollständiges Programm ansehen
Valerie Coleman
Umoja / Anthem for UnityWilliam Grant Still
Golden Days / aus der Oper »Costaso«
A Dream Wasted / aus der Oper »Highway One, USA«
What does He know of Dreams / aus der Oper »Highway One, USA«
Duett aus der Oper »Highway One, USA«George Walker
Lyric for StringsHale Smith
Four Negro Spirituals
There Is a Balm in GileadMargaret Bonds
He’s Got the Whole World in His HandsWilliam Levi Dawson
Negro Folk Symphony
Die Künstler
Louise Toppin – Sopran

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Über Louise Toppin
Louise Toppin gehört zu den bedeutenden Sängerinnen im Opern-, Oratorien- und Konzertbereich. Engagements führen sie durch die Vereinigten Staaten, nach Süd- und Mittelamerika, Europa, Asien und Neuseeland und in so renommierte Häuser wie die Carnegie Hall und das Kennedy Center.
Mit ihren Engagements setzt sich Louise Toppin für Gleichberechtigung und Diversität ein. So sang sie etwa im US-Kapitol vor Barack Obama und dem Kongress anlässlich der 150-Jahr-Feier des 13. Zusatzartikels in der amerikanischen Verfassung, der das Ende der Sklaverei einläutete. Zu ihren aktuellen Projekten gehört etwa »Gershwin on Broadway« mit dem Bariton Robert Sims und dem Pianisten Joseph Joubert.
Ihre Diskografie umfasst 18 Alben mit mehrheitlich amerikanischer Musik, darunter die Solo-CDs »Songs of Illumination« mit Stücken zeitgenössischer afroamerikanischer Komponisten und »Ah love, but a day«, die Komponistinnen ins Zentrum rückt.
Als Wissenschaftlerin ediert und veröffentlicht Louise Toppin auch selbst Partituren, darunter vier Bände mit Liedern von Adolphus Hailstork. Sie hält Vorträge beim Rundfunk, auf Kongressen und an Universitäten wie Harvard.
Louise Toppin leitet den George Shirley Gesangswettbewerb und die gemeinnützige Organisation Videmus, die das Repertoire afroamerikanischer Komponistinnen und Komponisten fördert. Zudem gründete sie das Recherche-Netzwerk africandiasporamusicproject.org, das Werke der afrikanischen Diaspora von 1600 bis in die Gegenwart dokumentiert. Sie lehrt als Professorin für Gesang an der University of Michigan.
Leah Hawkins – Sopran

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Über Leah Hawkins
Die in Philadelphia geborene Sopranistin Leah Hawkins gehört zu den aufstrebenden Sängerinnen der jüngeren Generation. Nach ihren ersten Erfolgen in den Vereinigten Staaten ist ihr der Schritt auf die internationalen Konzertbühnen in einem Senkrechtstart gelungen. Die aktuelle Saison eröffnete sie an der Bayerischen Staatsoper in der Partie der Desdemona in Marina Abramovićs »7 Deaths of Maria Callas« – eine Rolle, die sie im September auch an die Opéra national de Paris führt.
Viel Aufmerksamkeit erregte sie in den vergangenen Jahren als Stipendiatin der Metropolitan Opera New York, wo sie ihr Publikum mit Auftritten in George Gershwins »Porgy and Bess«, Giuseppe Verdis »Aida« und Piotr Tschaikowskys »Pique Dame« begeisterte.
Auch auf der Konzertbühne ist Leah Hawkins erfolgreich. So arbeitet sie regelmäßig mit renommierten Orchestern wie dem Baltimore Symphony Orchestra und dem Philadelphia Orchestra. Auftritte führten sie zuletzt außerdem ans Moskauer Bolschoi-Theater, zu zahlreichen Festivals und ins Weiße Haus für ein Konzert vor dem französischen Präsidenten. Die Sopranistin erhielt bereits mehrere bedeutende Auszeichnungen, darunter Preise der George London Foundation und der Metropolitan Opera National Council Auditions.
Lawrence Brownlee – Tenor

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Über Lawrence Brownlee
Als prägende Persönlichkeit der internationalen Opernszene tritt Lawrence Brownlee sowohl als Sänger auf den großen Bühnen der Welt als auch als Stimme für Vielfalt in der Branche in Erscheinung. Er ist regelmäßiger Gast an den wichtigsten Opernhäusern, darunter die Metropolitan Opera, das Teatro alla Scala und die Bayerische Staatsoper. Zudem singt er in Konzertsälen wie der New Yorker Carnegie Hall und der Wigmore Hall London.
Zu den musikalischen Höhepunkten der aktuellen Saison gehören sein Rollendebüt als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« am New National Theatre Tokyo sowie Auftritte als Don Ramiro in »La Cenerentola« im Palau de les Arts Reina Sofía und als Arturo in »I Puritani« am Teatro dell’Opera di Roma. Im Konzertbereich trat er auf Bühnen wie der Lyric Opera of Chicago, der Houston Grand Opera und der Opera Philadelphia auf.
Als leidenschaftlicher Verfechter von Vielfalt und Gleichberechtigung initiierte Lawrence Brownlee Projekte wie sein gefeiertes Soloprogramm »Cycles of My Being« – ein Liederzyklus, der die Erfahrungen schwarzer Menschen im heutigen Amerika in den Mittelpunkt stellt –, mit dem er dreimal durch die USA tourte.
Während der Corona-Pandemie rief Lawrence Brownlee außerdem innovative digitale Konzertformate ins Leben: So begann er im Mai 2020 eine wöchentliche Facebook-Live-Serie, die sich mit den Erfahrungen afroamerikanischer Opernsänger beschäftigt. Außerdem ist er Gastgeber der Videoreihe »Coffee and a Song«, in der befreundete Künstler Kunstlieder aus der Initimität ihrer eigenen Wohnung vortragen.
Thomas Hampson – Bariton

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Über Thomas Hampson
Der US-amerikanische Bariton Thomas Hampson ist einer der facettenreichsten Sänger unserer Zeit und erlangte sowohl durch seine beeindruckenden künstlerischen Fähigkeiten als auch durch seine Arbeit in der Kultur- und Musikvermittlung internationalen Ruhm. Mit seinem Opernrepertoire, das mehr als 80 Rollen umfasst, und über 170 Einspielungen, die mit renommierten Preisen wie dem Grammy Award, dem Edison Award und dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet wurden, beweist er seine außergewöhnliche stilistische Bandbreite.
Thomas Hampson ist Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg und Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London. Neben mehreren Ehrendoktorwürden trägt er den Titel »Kammersänger der Wiener Staatsoper« und wurde in Frankreich zum Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. 2017 erhielt er zusammen mit seinem langjährigen Klavierbegleiter Wolfram Rieger die Hugo-Wolf-Medaille der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Hampson ist Mitbegründer und Künstlerischer Leiter der Lied Akademie in Heidelberg.
Als engagierter Förderer des Kunstlieds gründete er 2003 die Hampsong Foundation, die den interkulturellen Austausch pflegt und vorantreibt. In diesem Rahmen entstand auch das umfangreiche Projekt »Song of America«, deren jüngstes Kapitel die Konzertreihe »A Celebration of Black Music« ist. Seine internationalen Meisterkurse werden von Medici.tv, der Manhattan School of Music und auf dem Livestream-Kanal der Hampsong Foundation übertragen. Beim Klassik-Streaming-Dienst Idagio unterhält er zwei Sendungen, darunter das Format »Thursdays with Thomas«, in dem zuletzt auch der Elbphilharmonie-Indentant Christoph Lieben-Seutter zu Gast war.
Roderick Cox – Dirigent

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Über Roderick Cox
Als Gewinner des prestigeträchtigen Internationalen Dirigentenwettbewerbs Sir Georg Solti eroberte Roderick Cox vor einigen Jahren die großen Bühnen der Welt. Seither ist der amerikanische Dirigent ein gefragter Gast bei renommierten Orchestern wie dem Los Angeles Philharmonic, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin oder dem Philharmonia Orchestra in London. Dabei erntet er Lobeshymnen der internationalen Kritik. Als »Wegbereiter« und »Vorreiter« feiert die Presse den Künstler, der sich seit drei Jahren mit der eigens gegründeten Roderick Cox Music Initiative für die Förderung afroamerikanischer Nachwuchstalente einsetzt, ihnen Instrumente finanziert sowie Musikunterricht und intensive Sommercamps ermöglicht.
Neben seinen Erfolgen auf der Konzertbühne etabliert sich der in Berlin lebende Musiker auch als gefragter Operndirigent. Einladungen führten ihn unter anderem an die Houston Grand Opera mit Georges Bizets »Les pêcheurs de perles« und an die San Francisco Opera mit Gioachino Rossinis »Il barbiere di Siviglia«. In Georgia geboren, absolvierte Roderick Cox sein Studium an der dortigen Columbus State University sowie an der Northwestern University in Illinois. Schon in den ersten Jahren nach seinem Abschluss durfte er sich über bedeutende Auszeichnungen freuen, darunter der Erste Preis beim Robert J. Harth Dirigierwettbewerb des Aspen Music Festivals 2013.
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

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Über das Orchester
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist eines der international führenden Orchester und begeistert mit ihrem einzigartigen Musizierstil welt-weit ihr Publikum. Künstlerischer Leiter ist seit 2004 der estnische Dirigent Paavo Järvi. Ein Höhepunkt ihrer langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit war das Beethoven-Projekt, auf das sich Dirigent und Orchester sechs Jahre lang konzentrierten und das weltweit von Publikum und Presse als maßstabsetzend bejubelt wurde. Mit dem gesamten Zyklus der neun Sinfonien begeisterten sie unter anderem in Paris, Tokio, Straßburg, Warschau, São Paulo sowie beim Beethovenfest Bonn und den Salzburger Festspielen.
Auch die CD-Einspielungen wurden von Kritikern weltweit gefeiert. Darüber hinaus entstand eine mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete TV- und DVD-Dokumentation des Projekts. Im Anschluss setzten sich Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und Paavo Järvi ebenso erfolgreich mit den Sinfonien Robert Schumanns auseinander. Aktuelles Großprojekt sind die Sinfonien von Johannes Brahms, die mittlerweile vollständig auf CD vorliegen. Schon die 2017 erschienene CD mit der Zweiten Sinfonie und den Ouvertüren, ausgezeichnet mit dem Opus Klassik, ist laut SWR ein »rhetorischer Jungbrunnen für den ›alten‹ Brahms«. Ein besonderes Highlight bildete die Aufführung seines Deutschen Requiems im Bremer Dom 2018 anlässlich des 150. Jubiläums der Uraufführung in Bremen. Die TV- und DVD-Dokumentation »The Brahms Code« war laut der Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik der beste Musikfilm des Jahres 2020.
Daneben widmen sich die Orchestermitglieder mit großem persönlichem Engagement den gemeinsamen Projekten mit der Gesamtschule Bremen-Ost, in deren Gebäudekomplex sich das Probendomizil des Orchesters befindet. Dieses »Zukunftslabor« wurde mit mehreren Auszeichnungen bedacht, darunter der Zukunftsaward 2007 als »beste soziale Innovation«. Die Musiker verfolgen hier das Ziel, mittels Musik individuelles Wachstum zu fördern. 2009 ernannte der Staatsminister für Kultur die Zusammenarbeit zum Modellprojekt. 2008 wurde der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen für die gelungene Verbindung von Unternehmertum und Kultur der renommierte Deutsche Gründerpreis verliehen. Als erstes Orchester erhielt sie 2010 für ihr editorisches Gesamtwerk die Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik; Deutschlandfunk Kultur rief die Kammerphilharmonie 2016 zum ersten »Orchester des Jahres« überhaupt aus; beim Rheingau Musik Festival war sie 2019 das erste Residenzorchester und wurde mit dem Rheingau Musik Preis ausgezeichnet. Mit der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle ist die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bereits seit vielen Jahren durch eine eigene Konzertreihe eng verbunden. Ihren Einstand in der Elbphilharmonie feierte sie im März 2017, seither ist sie regelmäßig in Hamburg zu Gast.
Hoffnung in der Nacht :Zum Programm
Spirituals sind das Resultat der ebenso schrecklichen wie einzigartigen Geschichte der Sklaverei in Nordamerika. Man findet diese Gesänge nirgendwo sonst – aus mehreren Gründen: Während Sklavenhalter in Lateinamerika ihre verstorbenen Arbeiterinnen und Arbeiter durch immer neue Kräfte aus Westafrika ersetzten, ermunterte man sie in Nordamerika, eigene Familien zu gründen. So entstand dort eine große einheimische Bevölkerung versklavter Menschen – und mit ihr die afroamerikanische Kultur.
Ein weiterer wichtiger Faktor: Religion. Vermischten sich im katholischen Lateinamerika westafrikanische Religionen und katholische Heiligenverehrung (z.B. Voodoo in Haiti), tolerierte der streng protestantische Norden dies nicht. Aus der dortigen Musiktradition entwickelten sich die Spirituals. Zwei Einflüsse formten die Spirituals musikalisch: die vielschichtigen Rhythmen Westafrikas einerseits, die angloamerikanische Hymnendichtung andererseits. So schildern afroamerikanische Spirituals Geschichten des Alten und des Neuen Testaments: siegestrunkene Erzählungen von gewöhnlichen Menschen, die mächtige Feinde besiegten, Daniel in der Löwengrube, Jona und der Wal oder David gegen Goliath.

Lange Zeit waren Spirituals Teil des schwarzen Alltags. Sie wurden bei Versammlungen gesungen, während der Arbeit gesummt oder angestimmt, um Fluchtpläne zu übermitteln. Erst nach Abschaffung der Sklaverei in den 1860er Jahren erklangen Spirituals auch in Konzerten. Als erstes Ensemble überhaupt machten die Fisk Jubilee Singers die Musik ihrer Vorfahren in der Welt bekannt. 1873 reisten sie nach England, 1877 nach Deutschland, wo sie zehn Monate lang Konzerte gaben. Bei einer Aufführung im Potsdamer Königspalast soll Kronprinzessin Victoria (1840 –1901) in Tränen ausgebrochen sein. Was die Gattin Friedrichs III. damals an dieser mitreißenden Musik berührte, sind dieselben Überzeugungen, die Menschen noch heute bewegen: Hoffnung, Stärke und Widerstandskraft.
Auch dieses Konzertprogramm kreist um solche Themen. Valerie Colemans »Umoja« ist eine freudige Ode an das Swahili-Wort für »Einheit«. In rasendem Tempo vermittelt es zeitweise das Gefühl eines barocken Concerto Grosso. Mit seiner Uraufführung im Jahr 2019 spielte das Philadelphia Orchestra erstmals das Werk einer lebenden schwarzen Komponistin.

Die Musik von William Grant Still (1895–1978) und Pulitzer-Preisträger George Walker (1922–2018) ist lebendig und beseelt zugleich. Still ist berühmt für seine »Afro-American Symphony« (1930) – die erste von einem großen Orchester aufgeführte Sinfonie eines afroamerikanischen Komponisten. Dabei war er Opernkomponist durch und durch, schrieb im Laufe seines Lebens acht Bühnenwerke. Auf dem heutigen Programm stehen einige seiner glanzvollsten Opernarien, darunter die prachtvolle Nummer »Golden Days« (1957), die so üppig klingt wie ein Sonnenaufgang.
George Walkers »Lyric for Strings« fesselt mit einer dramatisch gespannten Melodie und erinnert an Samuel Barbers zehn Jahre zuvor komponiertes »Adagio for Strings«. Anschließend folgen Spirituals, aus denen das reiche, vielfältige Repertoire afroamerikanischer Kunstmusik hervorging. Hale Smiths Orchesterversionen von vier traditionellen Spirituals nutzen das große Instrumentarium und seine Klangfarben voll aus und geben diesen wichtigen Liedern ihre durchdringende musikalische Kraft.

Margaret Bonds klassisches Arrangement »He’s Got the Whole World in His Hands« – gesungen von unzähligen afroamerikanischen Opernsängerinnen wie Kathleen Battle und der 2019 verstorbenen, großartigen Jessye Norman – ist in der Lage, jedes Publikum für sich einzunehmen.
Von den drei afroamerikanischen Sinfonien, die in den Dreißigerjahren die Rassentrennung durchbrachen und von großen Orchestern uraufgeführt wurden – William Grant Stills »Afro-American Symphony«, Florence B. Prices e-Moll-Sinfonie und William Dawsons »Negro Folk Symphony« – erklingt letztere bis heute nur selten im Konzert, obwohl sie bei der Uraufführung nahezu einstimmiges Lob erhielt. »Die Sinfonie sei klassisch in der Form, aber afroamerikanisch in der Substanz«, schrieb der große Philosoph Alain Locke (1885–1954). Locke bezog sich dabei auf die traditionellen Spirituals, die kunstvoll in die drei Sätze der Sinfonie eingearbeitet sind. Statt deren Melodien bloß zu zitieren, integrierte Dawson sie raffiniert in nahezu alle Ebenen des Werkes – fernab vordergründiger Folklore.

Im Zentrum steht das Motto des heutigen Konzerts, das Spiritual »Hope in the Night«. Laut Dawson erzeugt dieser zweite Satz die »Atmosphäre vom tristen Lebens eines Volkes, dessen Körper von der Sonne verbrannt und zweihundertfünfzig Jahre lang mit der Peitsche gequält wurden; dessen Leben noch vor der Geburt geächtet war.« Es waren die Spirituals, die diese Menschen am Leben hielten. Denn in der Dunkelheit währt die Hoffnung ewig. Das heutige Konzert begreift sich als Teil eines Wandels. Dawsons Sinfonie steht dabei stellvertretend für viele andere Werke schwarzer Komponist:innen, die nun wieder auf den internationalen Bühnen erklingen.
Text: Kira Thurman
Übersetzung: Özlem Karuç
In Zusammenarbeit mit der Hampsong Foundation
Gefördert durch die Kühne-Stiftung, die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Stiftung Elbphilharmonie und den Förderkreis Internationales Musikfest Hamburg
Stand: 4. Juni 2021