Alex Paxton

Neu gehört: Alex Paxton

Fragen an die Komponist:innen des Neue-Musik-Festivals »Elbphilharmonie Visions«.

Der Klang der Gegenwart im Großen Saal: Beim Festival »Elbphilharmonie Visions« steht ausschließlich zeitgenössische Musik auf dem Programm. Das ist nicht nur musikalisch spannend, sondern bietet auch die großartige Chance, den Komponist:innen Fragen zu ihren Werken und zum Komponieren selbst zu stellen. Wie funktioniert Komponieren überhaupt? Haben sie vorher schon eine konkrete Vorstellung von dem Werk oder entsteht es erst beim Schreiben? Was für eine Rolle spielt die Umgebung? Und was wünschen sie sich für ihre Musik?

Davon berichten die Komponist:innen des Festivals in Kurzinterviews – in dieser Ausgabe mit Alex Paxton, der laut »New York Times« den »bestgelaunten Sound seit langer Zeit« komponiert. Im Rahmen des Claussen-Simon-Kompositionspreises schreibt der gebürtige Brite für das Eröffnungskonzert 2025 ein neues Werk für das NDR Elbphilharmonie Orchester.

Wie klingt Alex Paxton?

Jetzt reinhören!

Alex Paxton: Safteypants Full Silver Foil
Alex Paxton: Safteypants Full Silver Foil Alex Paxton: Safteypants Full Silver Foil © Mat Smith Photography

Was inspiriert Sie als Komponist? Welche Rolle spielen dabei nicht-musikalische Faktoren?

Die Erfahrung, am Leben zu sein. Liebe, Schmerz, Kunst, Langeweile, Sexualität, Schmutz, Frieden, Zuhören, visuelle Kunst, Essen, Spielen, Reden, Waschen, Umarmen, Fernsehen, Internet, Schaukeln, Fürsorge, Grausamkeit, Ungerechtigkeit, Verschütten, Katastrophen, Sonnenschein, Kinder, Posaune spielen, Jazz, Geld....Solche Sachen.
 

Haben Sie bereits eine ausgeprägte Vorstellung von einem Werk, bevor Sie es schreiben?

Ich habe ein starkes Gefühl dafür, das ist meine Kompassrichtung, der ich das ganze Stück lang folge, ähnlich wie der Kompass von Kapitän Jack Sparrow in »Fluch der Karibik«, der ihm die Richtung weist. Ich würde es nicht nicht als Vision bezeichnen, denn es ist nicht spezifisch visuell – obwohl es das sein könnte. Es fühlt sich an wie ein Gefühl, das jenseits des Mediums Ton oder Bild in einem großen Ball abstrakter Wahrheit existiert, ein Gefühl hinter der Fassade der Worte, die wir oft benutzen, und alle solchen Dinge.
 

Wie würden Sie den Klang unserer Zeit beschreiben?

Wie Minimal, aber mit viel mehr Noten; wie Videospiele, aber mit mehr Gesang; wie Jazz, aber viel fröhlicher; wie alte Partymusik, aber aktueller; wie ein leckeres Bonbon, aber klebriger; wie Farbe, aber kratziger; wie Wandteppich, aber schmutziger; wie ein Gebet, aber lauter; wie lauter Groove, aber gröber; wie Finger und Gesichter auch, aber irgendwie stinkender; wie stinkende Dinge beim Kochen, aber mit mehr Biss und Abwechslung; wie lautere Gebete, aber mit Groove; wie stinkendes Pink in Kackbraun, aber noch verzweifelter; wie Schlagzeug und Traummusik...


Was braucht zeitgenössische Musik, um die Liebe des Publikums zu gewinnen?

Die Menschen diversifizieren, den Stil diversifizieren, die Gedanken und Gefühle diversifizieren.


Was möchten Sie dem Publikum über Ihr Werk mit auf den Weg ins Konzert geben?

Das ist die beste Musik, die ich mir für ein Orchester vorstellen kann. Ich möchte Musik machen, in die ich meine Seele einhüllen und die ich, wenn ich will, auch mal eine Zeit lang wegschicken kann.

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