Sean Shibe im »Elbphilharmonie Innerview«

Elbphilharmonie Innerview: Sean Shibe

Musik lebendig machen – hier und jetzt: Der Gitarrist Sean Shibe über sein Selbstverständnis als Künstler, über Programmgestaltung und ein Weiterdenken der klassischen Gitarre.

Die Reihe: Innerviews

Nach innen – in den »Elbphilharmonie Innerviews« sind Künstler:innen auf ihren ganz eigenen Wegen in der Elbphilharmonie unterwegs und lassen dabei ihren Gedanken freien Lauf. Das Ergebnis: Besondere Einblicke in die Räume des Konzerthauses und ein außergewöhnlich persönliches Kennenlernen der Künstler:innen abseits der Bühne.

»Was macht das Ganze lebendig?«, fragt sich Sean Shibe, wenn er seine Konzertprogramme zusammenstellt. Wie wichtig ist Repertoirepflege? Und in welche Richtung kann und muss er als Künstler heute weiterdenken? Im Elbphilharmonie Innerview spricht der junge Gitarrist über die Kunst als Spiegel der Gegenwart und über die Grenzen seines Instrumentes. »Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der sich manchmal fragt, ob wir Künstler eher Bibliothekare sind, die alte Bücher abstauben, oder echte Botschafter für unsere Zeit«, meint er.

Die Video-Reihe »Elbphilharmonie Innerviews« wird unterstützt von unserem Principal Sponsor Julius Bär.

Relevanz schaffen :Sean Shibe im Innerview

Eines ist klar: Staubig ist bei Sean Shibe gar nichts. In seinen durchdachten Programmen lässt der schottische Gitarrist alte und brandneue Musik aufeinandertreffen, greift mal zur akustischen und mal zur elektronischen Gitarre.

Relevanz schaffen – das ist das Ziel, mit dem er die Bühne betritt. Er möchte künstlerisch auf seine Gegenwart reagieren. »Wenn schreckliche Dinge passieren, ist diese kleine klassische Box manchmal nicht das geeignete Medium«, erklärt Sean Shibe, »und dann ist es wichtig, den Rahmen zu sprengen«. Und das macht er: mit neuen Werken, neuen Techniken, neuen Sounds.

Immer auf der Suche nach dem, was klassische Musik auch heute noch lebendig macht, bereichert er das Repertoire außerdem mit eigenen Arrangements und Auftragskompositionen an große Komponist:innen wie Thomas Adès oder Helene Grime. Klassiker will er nicht einfach nur zur Repertoirepflege spielen. Vielmehr möchte er sie ins Hier und Jetzt übersetzen. Die Elbphilharmonie findet der in Edinburgh geborene Musiker dafür einen besonders geeigneten Ort: »Mit diesem Gebäude ist eine echte Synthese gelungen, zwischen der Vergangenheit und dem Geist unserer Zeit.«

 

Sean Shibe im »Elbphilharmonie Innerview« Sean Shibe im »Elbphilharmonie Innerview« © Elbphilharmonie Hamburg

»Danach zu suchen, was die Musik lebendig macht, ist für mich der einzig erfüllende und bereichernde Weg.«

Dass Sean Shibe mit seinem genresprengenden Ansatz einen wichtigen Nerv unserer Zeit trifft, zeigen zahlreiche Preise und Stipendien sowie ein begeistertes Publikum, wo auch immer er zu den Instrumenten greift. Als erster Gitarrist überhaupt wurde er zum BBC New Generation Artist gewählt, unter seinen Auszeichnungen finden sich gleich mehrere prestigeträchtige Ehrungen wie der Leonard Bernstein Award.

Auch die Hamburger Herzen eroberte er beim »Rising Stars«-Festival im Januar 2024 im Sturm. Mit Werken aus dem Mittelalter bis in die Gegenwart entwarf er dabei ein spannendes Kaleidoskop seines Instrumentes.

Sean Shibe in der Elbphilharmonie, Januar 2024 Sean Shibe in der Elbphilharmonie, Januar 2024 © Sophie Wolter
Sean Shibe in der Elbphilharmonie, Januar 2024 Sean Shibe in der Elbphilharmonie, Januar 2024 © Sophie Wolter
Sean Shibe in der Elbphilharmonie, Januar 2024 Sean Shibe in der Elbphilharmonie, Januar 2024 © Sophie Wolter

Text: Julika von Werder, 3.5.2024

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