Greatest Hits

Vier Tage zeitgenössische Musik auf Kampnagel

Gérard Grisey
Gérard Grisey © Guy Vivien

1988 veröffentlichte das Pop-Duo KLF sein zu einem Klassiker der Pop-Literatur gewordenes »Handbuch«, wie man einen Nummer-1-Hit landet. Die ironische, durchaus branchenkritische Erkenntnis: Originalität ist nicht gefragt; es reicht, den Song aus Bestandteilen anderer Tracks zusammenzusetzen. Mit deutlich mehr Engagement geht das Festival »Greatest Hits« an die Sache heran. In diesem Jahr gibt es gleich drei Schwerpunkte: Da wäre etwa der ungarische Komponist Peter Eötvös, dessen Opern zu den meistgespielten der Moderne zählen und der den Hörer durch Klangsinnlichkeit und unverhoffte Wendungen verzaubert. Wissenschaftlicher ging der Franzose Gérard Grisey in den 1970ern zu Werke, der Töne im Labor zerlegte und aus ihren Bestandteilen die kristalline »Spektralmusik« fügte. Einen noch radikaleren Weg wählte einige Jahre zuvor Harry Partch, der gleich eigene Instrumente baute, um den beschränkten Tonvorrat der westlichen Musik zu sprengen.