Pierre-Laurent Aimard

Elbphilharmonie Talk mit Pierre-Laurent Aimard

Der Pianist Pierre-Laurent Aimard über den Geist der Musik und seine Rolle darin.

Für Smalltalk ist er nicht zu haben – irgendwie verständlich bei einem, der sich schon als hochbegabtes, Klavier spielendes Kind für die Musik Olivier Messiaens begeistern konnte und den Messiaens Frau, die Pianistin Yvonne Loriod, mit zwölf Jahren nach einem Vorspiel in der Musikhochschule von Lyon vom Fleck weg in ihren Schülerkreis in Paris aufnahm.

Auf Pierre-Laurent Aimard trifft der so inflationär gebrauchte Begriff des Ausnahmekünstlers wirklich einmal zu. Wer außer ihm steckt so tief in der Klaviermusik der vergangenen 60, 70 Jahre, dass er mit den Größten dieser Kunst – Stockhausen, Boulez, Ligeti, Kurtág und anderen – über Jahre, manchmal Jahrzehnte hinweg eng zusammengearbeitet hat? Und wer ist gleichzeitig derart überzeugend im Repertoire von Bach über Mozart und Beethoven bis zu Schubert, Debussy und Bartók?

Die Elbphilharmonie hatte Pierre-Laurent Aimard schon häufig und mit Freuden zu Gast, unter anderem an einem legendären Abend im Mai 2018, bei dem er Ligetis Études und Miniaturen von Bartók spielte. Vor ausverkauftem Haus, das damals auch noch voller Zufallsgäste war, die bloß einmal den Großen Saal von innen sehen wollten, und sich hinterher gar nicht mehr einkriegten vor Begeisterung. Der überwältigende Erfolg damals sei der Überzeugungskraft des Geistes zu danken gewesen, der in dieser Musik stecke, sagt Aimard in ungespielter Bescheidenheit. Er quittierte den Applaus am Ende ja auch mit einem innigen Kuss auf das Notenbuch mit Ligetis fingerbrecherischen Klavierübungen.

Am 15. Oktober gestaltet Aimard, der noch das Abstrakteste mit ebenso bestechender Intelligenz wie emotionaler Wucht zu spielen versteht, in der Intimität des Kleinen Saals der Elbphilharmonie einen Abend mit Musik von György Kurtág, die er zu Klavierstücken von Schubert in Beziehung setzt. Mit Kurtág ist er seit 40 Jahren befreundet. Wohl auch seinetwegen hat Aimard vor langer Zeit Ungarisch gelernt, eine Sprache, bei der einem bekanntlich eine Vertrautheit in indogermanischen oder romanischen Sprachen kein bisschen nützt. Gerade erst haben sich die alten Freunde in Budapest gesehen, Aimard hat viel für Kurtág gespielt. Die beiden sprechen übrigens nicht (mehr) Ungarisch miteinander, sondern Französisch.

Im »Elbphilharmonie« Talk spricht Aimard, der unter anderem eine Professur für Klavier in Köln innehat, seine Worte sorgsam abwägend, auf Deutsch.

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