Sie ist Russin, er Bulgare, und zusammen bilden Alina Shalamova und Nikolay Shalamov privat wie am Flügel ein Duo. Ihre gemeinsame Karriere begann 2015 mit dem Ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD, der bis dato nur zweimal in der Kategorie Klavierduo vergeben wurde. In der Elbphilharmonie spielen die beiden Tastenvirtuosen nun die deutsche Erstaufführung der »Fantasie über das Thema S-H-E-A« von Sofia Gubaidulina – ein herausforderndes Werk, das die Komponistin der bedeutenden spanischen Musikerin und Mäzenin Paloma O’Shea widmete.
Hinweis: Alle Konzerte des Internationalen Musikfests 2021 stehen als kostenlose Streams zur Verfügung und sind nach der Erstausstrahlung für den gesamten Festivalzeitraum abrufbar.
»Das Spiel dieses Paares ist schlicht phänomenal.«
Juan Krakenberger, Mundo Clásico
Alle Konzerte des Musikfests 2021 auf einen Blick.
Besetzung
Alina Shalamova Klavier
Nikolay Shalamov Klavier
Programm
Sofia Gubaidulina
Fantasie über das Thema S-H-E-A für zwei Klaviere (Deutsche Erstaufführung)
Dauer: ca. 20 Minuten
Die Künstler
Duo Shalamov
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Über das Duo
Im 2009 gegründeten Klavierduo Shalamov fanden zwei höchst individuelle Pianisten und Persönlichkeiten zu einer erstaunlichen Symbiose. Trotz ihres jungen Alters haben Alina und Nikolay Shalamov musikalisch Außerordentliches erreicht: Zu ihren größten Erfolgen zählen Erste Preise beim Internationalen ARD-Wettbewerb 2015 und im selben Jahr beim Klavierduo-Wettbewerb im tschechischen Jeseník, wo sie außerdem den Preis für die beste Interpretation einer Komposition von Franz Schubert erhielten.
Ihre Ausbildung als Duo absolvierten Alina und Nikolay Shalamov an der Nationalen Musikakademie »Pantcho Vladigerov« in Sofia sowie an der Escuela Superior de Música »Reina Sofia« in Madrid. Derzeit studieren sie bei Hans-Peter und Volker Stenzl an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Meisterkurse bei Jacques Rouvier sowie beim Duo Tami Kanazawa und Yuval Admony in Japan und Israel runden ihre Ausbildung ab.
Zur Musik
Struktur und Freiraum
Es – H – E – A. Mit diesen vier schlichten Noten beginnt Sofia Gubaidulinas »Fantasie über das Thema S-H-E-A« für zwei Klaviere. Vier schlichte Noten – und doch eröffnen sich in dem hochkomplexen Werk Bedeutungshorizonte, die über rein musikalische Inhalte hinausweisen.
Widmungsträgerin der Komposition ist Paloma OʼShea, aus deren Nachnamen Gubaidulina das Hauptthema des Werks ableitete. Die irischstämmige Spanierin gründete eine Stiftung, einen Klavierwettbewerb sowie die renommierte Musikschule Escuela Reina Sofía in Madrid, deren Direktorin sie bis heute ist. Für ihre Verdienste um das spanische Musikleben wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Die 2008 entstandene Fantasie für zwei Klaviere verbindet eine klare ABA-Struktur mit improvisatorischen Elementen. Am Anfang und am Ende verwenden beide Pianisten dasselbe Instrument: Einer spielt auf den Tasten das Thema, während der andere die Saiten des Flügels direkt im Resonanzraum anschlägt. Hier gab Sofia Gubaidulina den Interpreten Raum für Improvisation. Im Mittelteil des Stücks entspinnt sich ein spannungsvolles musikalisches Zwiegespräch. Dieses erhält seinen ganz eigenen Charakter dadurch, dass die Stimmungen der beiden Flügel um einen Viertelton voneinander abweichen. Besonders deutlich ist das zu hören, wenn beide Pianisten gleichzeitig dasselbe spielen. Und so spiegelt das Werk schon in wenigen musikalischen Details die Komplexität des menschlichen Miteinanders wider. Die feine Balance zwischen Freiraum und Zusammenspiel – und die Tatsache, dass jeder Mensch, ebenso wie jedes Instrument, ganz individuell ist: Die gleichen Töne klingen unterschiedlich auf unterschiedlichen Instrumenten, so wie zwei Menschen mit den gleichen Worten ganz Unterschiedliches meinen können.
Text: Juliane Weigel-Krämer
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