Das Internationale Musikfest Hamburg steht im Jahr 2022 unter dem Motto »Natur« – und das Eröffnungskonzert mit Joseph Haydns bahnbrechendem Oratorium »Die Schöpfung« mit seinem Loblied auf die Erschaffung unserer Erde könnte besser nicht zum Motto passen. Denn kaum ein anderes Werk drückt so unumwunden freudestrahlend, so detailverliebt die Dankbarkeit über den Lebensraum des Menschen aus.
Zugleich zeigt kaum ein anderes Werk, wie sich die Zeiten in über 200 Jahren gewandelt haben. Denn die Schöpfung Gottes ist hier Anlass weder zu Demut und reumütiger Einkehr noch zu kritischer Betrachtung, sondern zu ungehemmter, der Schönheit und Zweckmäßigkeit der Welt zugewandter Lebensfreude.
Internationales Musikfest Hamburg
28. April – 1. Juni 2022: In dieser Ausgabe des Musikfests widmen sich die großen Hamburger Orchester und hochkarätige Gäste über vier Wochen lang dem Motto »Natur«.
Besetzung
NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Vokalensemble
WDR Rundfunkchor
Christina Landshamer Sopran
Benjamin Hulett Tenor
Benjamin Appl Bariton
Dirigent Alan Gilbert
Programm
Joseph Haydn
Die Schöpfung / Oratorium für Soli, Chor und Orchester Hob. XXI:2
Zum Werk
Humanistische Idealvorstellung
Für die musikalische Auseinandersetzung mit der Natur ist Joseph Haydns Oratorium »Die Schöpfung« aus dem Jahr 1798 paradigmatisch: Ganz im Sinne der Aufklärung gehört, nachdem »der Höllengeister Schar« gleich zu Beginn »erstarrt entflohen« ist, die neue Zeit allein der Ordnung und Vernunft. Der Mensch als Krone der Schöpfung ist »mit Würd’ und Hoheit« angetan – noch kein Wort ist nötig über den rücksichtslosen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt und die Sorge um ihre Reinheit.
Was die Zeitgenossen Haydns als humanistische Idealvorstellung in einer von unsagbarem Leid auf den Napoleonischen Schlachtfeldern bestimmten Realität wahrnahmen, muss uns heute umso mehr zum Nachdenken anregen.
Zeitlos frische Musik
Unbetroffen davon bleibt Haydns geniale, einfallsreiche Musik: Mit hymnischen Engelschören, realistischen (gelegentlich auch witzigen) Naturnachahmungen und der genau richtigen Mischung aus volkstümlicher Melodik und gelehrter Kompositionstechnik war das Oratorium schon bei der Premiere ein echter Volltreffer – und blieb es bis heute!