Lux aeterna

Ein Musikfest für die Seele

Noureddine Khourchid & die tanzenden Derwische aus Damaskus
Noureddine Khourchid & die tanzenden Derwische aus Damaskus © Cyril Zannettacci

Im Frühjahr 2019 lädt das »Musikfest für die Seele« bereits zum vierten Mal in die hell erleuchteten Konzerthäuser und Kirchen der Stadt. Über gut drei Wochen hinweg und in rund 25 Veranstaltungen erklingt hier Musik, die den Hörer dem nieselig-grauen Hamburger Winter entrückt und versucht, tiefgehende Fragen zu beantworten.

Wofür lebe ich? Gibt es eine höhere Sphäre der Existenz, womöglich sogar einen Gott? Was geschieht nach dem Tod? In Zeiten, da sich viele Menschen abhängig von ihrem Smartphone und abgehängt von der Gesellschaft fühlen, da die politischen Themen immer unlösbarer scheinen, stellen sich solche Fragen noch etwas drängender als sonst.

Gerade im dunklen, kalten Monat Februar scheint die Besinnung auf innere Werte notwendiger denn je. Viele Menschen suchen nach Möglichkeiten der Einkehr, Ruhe und Besinnung, nach Naherholungsgebieten für die gestresste Seele. Das Festival »Lux aeterna« möchte diese Sehnsucht nach spiritueller Erfahrung erfüllen – mit Musik. »Ewiges Licht« bedeutet sein Titel übersetzt. Und wer seine Schritte zu den einladend geöffneten Türen der Konzerthäuser und Kirchen lenkt, kann sich innerlich erleuchten lassen von Klängen, die uns auf einer besonderen, unterbewussten Ebene ansprechen.

Die berühmten sich drehenden Derwische aus Damaskus suchen ihren Weg zu Allah im Tanz: Die ewige kreisende Bewegung symbolisiert eine Spindel, die die Erde und den ebenfalls kreisenden Kosmos verbindet. Die Derwische waren im 13. Jahrhundert Anhänger des Sufi-Mystikers Rumi, der eine Philosophie der Liebe vertrat: Nur durch wahre Liebe findet der Mensch zu Gott. Eine tröstliche Botschaft.

Für den französischen Komponisten Olivier Messiaen war Musik nicht nur eine Reihe schöner Töne, sondern ein Portal zu einer anderen, überirdischen Sphäre. »Du sprichst zu Gott durch die Musik – er wird dir durch die Musik antworten«, lässt er in seiner Oper »Saint François d’Assise« einen Engel singen. Und an anderer Stelle fordert er »eine wahre, das heißt: eine spirituelle Musik.«

Spirituelle Musik findet sich auch in der Gegenwart: Georg Friedrich Haas' »in vain« arbeitet mit ineinander verschobenen Mikro- und Obertönen und ermöglicht den Fokus auf die kleinsten Dinge um uns herum. Achtsamkeit ist hier das Stichwort. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass Teile des Konzerts in völliger Dunkelheit stattfinden.

Natürlich darf auch Johann Sebastian Bach nicht fehlen, sei es in Form einer intimen »Hausandacht« mit Liedern, die er für seine Frau geschrieben hat oder seiner großen h-Moll-Messe. Franz Schuberts Messe in Es-Dur ist so ganz anders – monumental und kühn im eigentlich strengen liturgischen Text. Dazu kommen Jazz, Tanztheater, Orchester- und Kinderkonzerte.

Auch in seiner vierten Ausgabe beschränkt sich das Festival »Lux aeterna« nicht auf Elbphilharmonie und Laeiszhalle, sondern bezieht Kirchen und weitere Spielorte im gesamten Stadtgebiet ein. Möglich wird dies durch die konstruktive Zusammenarbeit der großen ansässigen Orchester und langjähriger Partner wie etwa Kampnagel. Sie alle helfen mit, die Unendlichkeit in Noten zu fassen. Musica aeterna.

Gefördert durch die Stiftung Elbphilharmonie