In der ersten Staffel unseres neuen Elbphilharmonie-Podcasts »Offstage« dreht sich alles um das Thema Kreativität. Unsere beiden Hosts Pauline und Julian erforschen was Kreativität ausmacht und wie man die verschiedenen Facetten mit einem Konzerthaus wie der Elbphilharmonie zusammenbringen kann.
Please note: This podcast is only available in German.
Folge 5: Kreativität und Kulturen
In unserer fünften Folge sprechen wir mit der Musikerin Derya Yıldırım, die auf der Hamburger Veddel zwischen der türkischen Musikkultur ihrer Familie auf der einen Seite und einem klassischen Klavierstudium auf der anderen Seite groß geworden ist. Beeinflussen die verschiedenen Kulturen ihre Auffassung von Kreativität?
Außerdem sprechen wir über den kniffligen Terminus »Weltmusik« – warum der Begriff heutzutage kritisch zu hinterfragen ist und wie man den Wert außereuropäischer Musik in großen Konzerthäusern trotzdem stärken kann.
Kreativität und Kulturen
In ihren musikalischen Projekten bewegt sich Derya Yıldırım immer an der Grenze zwischen europäischer Klassik und der traditionellen anatolischen Musik. Besonders mit ihrem Bağlama-Lehrer Taner Akyol verbindet sie eine besondere kreative Partnerschaft. In seiner sowie in Deryas Musik finden sich regelmäßig Momente, in denen Musik aus verschiedenen Kulturen nicht nur aufeinandertrifft, sondern wo etwas ganz Neues entstehen lässt – für Derya ein Beispiel gelungener Kreativität.
Um mehr von solchen kreativen Momente zu schaffen, haben wir in Deutschland jedoch noch einiges vor uns. Denn neben Derya studiert gerade keine andere Person bei Taner Akyol Bağlama, obwohl es besonders in Berlin begabte Spieler wie Sand am Meer gibt. Denn für ein Studium an der Universität der Künste Berlin braucht es nicht nur das Können am Instrument, sondern auch die Bereitschaft sich mit der klassischen europäischen Musik auseinanderzusetzen – dem vorgeschriebenen Programm an einer deutschen Musikhochschule. Zwei Gegensätze, die so in unserer Gesellschaft wohl noch nicht ihren gemeinsamen Platz gefunden haben.

Die Bezeichnung »Weltmusik«
Ein weiterer Punkt der laut Derya Yıldırım kreativitätshemmend sein kann, ist die Einteilung von Musikern in überholte Kategorien. So findet sie sich mit ihrer Band Grup Şimşek auch immer wieder in der Kategorie »Weltmusik«, die für ihre Einschätzung längst überholt ist. Durch die Unterscheidung von europäischer Klassik auf der einen und Weltmusik auf der anderen Seite entsteht von vornherein eine Herabsetzung des Werts und gleichzeitig eine unnötige Exotisierung der »außereuropäischen« Musik.
In unserem Mediathek-Schwerpunkt »Around The World« erforschen wir die Musikkulturen jenseits von Westeuropa:

Über Derya Yıldırım
Derya Yıldırım – aufgewachsen auf der Veddel – kam über ihre Familie schon früh in Kontakt mit der türkischen Musikkultur. Schon immer begeisterte sie sich für die verschiedensten Instrumente vom Klavier über das Saxofon bis zu den Lauten Cümbüş und Bağlama. Nachdem sie an der Hochschule für Musik und Theather erfolgreich Klavier studiert hatte, überwog am Ende aber ihre Liebe zur türkischen Musik und ganz besonders zu ihrem Instrument, der Langhalslaute Bağlama.
Zurzeit studiert sie das Instrument bei Taner Akyol an der Universität der Künste in Berlin. Gleichzeitig ist sie – abseits von Corona – auch regelmäßig auf der Bühne zu erleben. Zum Beispiel mit ihrer Band Grup Şimşek oder dem Ensemble Resonanz mit ihrem Projekt »Derya's Songbook«.