Konzertfilm »World Builder, Creature«

Konzertfilm »World Builder, Creature«

Alex Paxtons Musik in einem kunstvollen Konzertfilm mit handgemalten Animationen.

Faszinierende Klangwelten zwischen farbenreicher Gaming-Musik und neuartigen Orchestersounds – und immer mit dem Mut zur Melodie: Die Komposition »World Builder, Creature« von Alex Paxton (*1990) sorgte bei ihrer Uraufführung im Februar 2025 beim Neue-Musik-Festival »Elbphilharmonie Visions« für internationales Aufsehen. Seine keineswegs verkopfte, sondern vor allem verspielte Klangsprache begeisterte das Publikum prompt – Neue Musik, die Spaß macht. Als »Musik wie ein Wimmelbild« bezeichnete der NDR das etwa zwanzigminütige Werk, das der Londoner Komponist im Rahmen des Claussen-Simon-Kompositionspreises für das NDR Elbphilharmonie Orchester geschrieben hatte. »Mit lässiger Anything-goes-Uneindeutigkeit: Überall brodelte, blubberte oder flirrte etwas – immer eine Menge los, alles so schön bunt da«, freute sich das »Hamburger Abendblatt«.

 

»Ich hatte beim Komponieren das Gefühl, mit zwei verschiedenen Knöpfen zu hantieren: Mit dem einen lasse ich das Orchester klingen wie ein Orchester, und mit dem anderen eben gar nicht«

Alex Paxton


»Ich mag den Begriff worldbuilding«, erklärt Alex Paxton den Titel »World Builder, Creature«. Für ihn ist es das, was Musik kann – Welten entstehen lassen: »Ein bisschen wie in Videospielen: Es ist, als würde man plötzlich in ein ganz anderes Universum eintauchen. Ich glaube, es ist das beste Universum, was ich bisher für klassisches Orchester aufs Papier gebracht habe.«

In einem besonderen Konzertfilm verschmilzt Alex Paxtons Musik nun mit handgemalten Animationen und der nächtlichen Foyerlandschaft der Elbphilharmonie.

Elbphilharmonie Visions 2025 :Fr, 7.2.2025 – So, 16.2.2025

Das Festival mit Musik der Gegenwart – Top-Rundfunkorchester aus Deutschland und Österreich präsentieren den Klang unserer Zeit im Großen Saal.

Magische Bildwelten :Weronika Marianna kreiert kunstvolle Animationen zu Alex Paxtons Musik

Alex Paxton selbst ist auf die Animationen der in Amsterdam lebenden Künstlerin Weronika Marianna gestoßen. Vor allem bekannt für ihre handgemalten, animierten Loops, entwirft sie abstrakte, fantastische Szenerien, die wie Paxtons Musik in ganz eigene Welten entführen.

Weronika Marianna
Weronika Marianna © Myscha Oreo

Inspiriert von der Klangsprache von »Word Builder, Creature« hat sie mehrere farbenfrohe Loops kreiert. Als Projektionen in der ikonischen Architektur der Elbphilharmonie verbinden sie sich mit den Aufnahmen aus dem Eröffnungskonzert zu einem spannenden Gesamtkunstwerk.

Zum Konzert :Uraufführung beim Eröffnungskonzert »Elbphilharmonie Visions« am 7. Februar 2025

NDR Elbphilharmonie Orchester

Dirigent Alan Gilbert

 

Alex Paxton (*1990)
World Builder, Creature (Uraufführung, ausgezeichnet mit dem Claussen-Simon-Kompositionspreis)

Magischer Klangkram :Über Alex Paxtons Musik

»Neue Musik ist wichtig, denn wir schaffen damit neue Wege für neue Gefühle – und das brauchen wir, denn neue Zeiten bringen neue Gefühle. Gerade in unserer Welt, die sich ständig verändert und wächst, müssen wir dringend eine neue Kunst für unsere Gefühle entwickeln, um überhaupt im Leben klarzukommen«, meint Alex Paxton. Und dabei unterscheidet der erfolgreiche Jazz-Posaunist und Komponist nicht unbedingt zwischen improvisierten Jam-Sessions, seiner langjährigen Arbeit als Musiklehrer in Londoner Grundschulklassen, dem Singen unter der Dusche oder großen Orchester-Kompositionen. 

»Making Magic Sound Stuff« lautet das knappe künstlerische Manifest auf seiner farbenfrohen Website. Magischer Klangkram also, in dem er alles zusammenbringt, was ihm in dieser Zeit begegnet. »Ich versuche, Musik zu machen, die so gut wie möglich meinem Gefühl davon entspricht, lebendig zu sein«, fasst er zusammen. Und dazu gehört vieles: die Natur, der Trubel der Londoner Innenstadt, Filme, Ausstellungen, Gespräche, »aber auch unsere Konsum-Wut oder Müllberge«, zählt er auf. Der gebürtige Brite mit den immer bunten T-Shirts bewegt sich wie ein Schwamm durch die Welt, der alles aufsaugt und in seine großartige Kreativitätsmaschine gibt, die völlig unerwartete neue Welten schafft. Hier verbinden sich alltägliche Klänge zu nie Gehörtem, Comic-Sounds mischen sich mit Volkstümlichem, Geräuschkunst oder Stimmen mit virtuoser Kammermusik und Jazz-Improvisationen mit dichten Orchester-Texturen.

 

»Das ist der bestgelaunte Sound seit langer Zeit!«

New York Times

 

1990 in Manchester geboren, studierte Alex Paxton Jazz und Komposition an der Royal Academy of Music und am Royal College of Music in London.  Wer ihn als improvisierenden Posaunisten erlebt hat oder seine fetzig-wilden Jazz-Projekte kennt, wird sich fragen, wie das zusammenpasst mit dem Komponieren für großes, klassisches Orchester. Für ihn ganz einfach: »Improvisieren ist für mich schnelles Komponieren, und Komponieren ist langsames Improvisieren. Es ist wichtig, beim Komponieren etwas von der spontanen Energie des Improvisierens festzuhalten«, erklärt Paxton, der regelmäßig auch beides in spannenden Fusion-Projekten mit Orchestern wie dem Ensemble Modern verbindet.

»Im Zentrum meiner Musik steht immer die Melodie. Ich bin ganz altmodisch: Erst komponiere ich alle Melodien, dann baue ich Harmonien drumherum und dann orchestriere ich das Ganze«, meint er. Paxtons gar nicht so altmodischer Klangkram funktioniert auf verschiedenen Ebenen: Einerseits überwältigt diese Musik uns ganz unmittelbar mit ihrer mitreißenden Energie, und doch kann man beim Hinhören oft unzählige Detailklänge entdecken, die wiederum ganz neue Assoziationswelten aufschließen.

Alex Paxton Alex Paxton © David Lössl

»Neue Musik ist wichtig, denn wir schaffen damit neue Wege für neue Gefühle.«

Als Komponist ist Alex Paxton europaweit von den Programmen nicht mehr wegzudenken, seine Werke stehen bei bedeutenden Klangkörpern wie dem London Symphony Orchestra oder dem WDR Sinfonieorchester auf den Pulten. Allein 2023 durfte er sich über mehrere renommierten Auszeichnungen freuen, darunter der Hindemith-Preis des SHMF, der Kompositions-Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung und der Claussen-Simon-Preis – in dessen Rahmen er sein Werk »World Builder, Creature« für das NDR Elbphilharmonie Orchester komponierte. »Ohne Namen oder Background des Komponisten zu kennen, sprangen mir die Noten förmlich aus der Partitur entgegen«, schwärmte Jury-Mitglied Alan Gilbert nach einer Reading Session mit Werken mehrerer Kandidat:innen im Herbst 2023: »Es war klar, dass das eine einzigartige kompositorische Stimme ist.«

»Elbphilharmonie Visions«, 7.2.2025 »Elbphilharmonie Visions«, 7.2.2025 © Sophie Wolter
»Elbphilharmonie Visions«, 7.2.2025 »Elbphilharmonie Visions«, 7.2.2025 © Sophie Wolter
Konzertfilm »World Builder, Creature« Konzertfilm »World Builder, Creature« © Elbphilharmonie Hamburg
»Elbphilharmonie Visions«, 7.2.2025 »Elbphilharmonie Visions«, 7.2.2025 © Sophie Wolter
Alan Gilbert im Gespräch mit den Komponist Alex Paxton und Bernd Richard Deutsch, 7.2.2025 Alan Gilbert im Gespräch mit den Komponist Alex Paxton und Bernd Richard Deutsch, 7.2.2025 © Sophie Wolter
Konzertfilm »World Builder, Creature« Konzertfilm »World Builder, Creature« © Elbphilharmonie Hamburg
Programmheft »Elbphilharmonie Visions« 2025 Programmheft »Elbphilharmonie Visions« 2025 © Sophie Wolter
Konzertfilm »World Builder, Creature« Konzertfilm »World Builder, Creature« © Elbphilharmonie Hamburg
Konzertfilm »World Builder, Creature« Konzertfilm »World Builder, Creature« © Elbphilharmonie Hamburg
Konzertfilm »World Builder, Creature« Konzertfilm »World Builder, Creature« © Elbphilharmonie Hamburg
Konzertfilm »World Builder, Creature« Konzertfilm »World Builder, Creature« © Elbphilharmonie Hamburg

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