Elbphilharmonie erklärt: Das Kanun
Mit Salah Eddin Maraqa vom Ensemble Sarband
Name: Kanun
Herkunft: Mittlerer Osten (Iran, Armenien, Griechenland, Nordafrika)
Instrumentenfamilie: Saiteninstrument (Kastenzither)
Material: Das Kanun besteht aus einem trapezförmigen, aufwändig verzierten Holzbrett, über das 63 bis 84 Saiten gespannt sind.
Spielweise: Die Saiten werden mithilfe von zwei Plektren gezupft oder geschlagen, die wie Fingerhüte auf die Zeigefinger gesteckt werden. Die Plektren bestehen meist aus Horn oder Schildkrötenpanzer (von bereits verendeten Schildkröten!). Am unteren Ende des trapezförmigen Instruments befindet sich ein Steg, der auf einer Tierhaut steht. Dies verleiht dem Kanun seinen charakteristischen Klang.
Entwicklungsgeschichte: Seit dem 10. Jahrhundert spielt das Instrument eine wichtige Rolle in der arabischen Musik. Im 12. Jahrhundert gelangte es nach Europa, wo es vermutlich das Hauptinstrument der Mauren war. Es gilt als Vorläufer der europäischen Zither.
Angeberwissen: Durch den Einsatz von kleinen Hebeln kann man die Saiten zusätzlich verkürzen oder verlängern, und so entstehen Mikrotöne – Tonabstände, die noch kleiner als die in der westeuropäischen Musik gebräuchlichen Halbtonschritte sind).
Elbphilharmonie erklärt: Die Nay
Mit Mohamad Fityan vom Ensemble Sarband
Name: Arabische Nay
Material: Pfahlrohr, Bambus
Land: Arabische Halbinsel, Zentralasien, Türkei
Instrumentenfamilie: Blasinstrument
Spielweise: Ohne Mundstück wird die Luft mit dem Mund direkt an die Kante des Instruments geblasen. So strömen nur drei Viertel der Luft in das Instrument hinein und lassen den charakteristischen Ton der Nay entstehen. Sie besteht aus neun Abschnitten und hat für gewöhnlich sieben Löcher, sechs vorne und eins hinten. Zur Veränderung der Tonhöhe werden diese jedoch nicht mit den Fingerkuppen, sondern mit den Fingerinnenseiten gespielt.
Entwicklungsgeschichte: Die Nay ist auf der arabischen Halbinsel und im ganzen zentralasiatischen Raum verbreitet – allerdings mit kleinen Abwandlungen. Abgesehen von der hier vorgestellten arabischen Nay gibt es zum Beispiel noch die türkische Ney oder auch die persische Ney. In einigen dieser Musiktraditionen ist die Nay oder Ney das einzige Blasinstrument. Nachweislich werden die Flöten schon seit 4.500 oder 5.000 Jahren gespielt, als Pyramiden macht. Damit ist die Nay eines der ältesten noch immer gespielten Musikinstrumenten der Welt.
Besonderheit: Viele Nay-Spieler tragen gleich einen ganzen Koffer mit verschieden langen Flöten mit sich herum. Warum? Je nachdem, auf welchem orientalischen Tonsystem (Maqam oder Dastgah) gespielt werden soll, benötigt das Instrument eine besondere Stimmung und wird daher in unterschiedlichen Längen gebaut. Damit lassen sich die Tonhöhen und Intervalle variieren.
Elbphilharmonie erklärt: Die klassische Kemençe
Mit Efstratios Psaradellis vom Ensemble Sarband
Name: Klassische Kemençe oder Politiki Lyra
Material: Holz, Metallsaiten und ein Bogen aus Holz, Leder und Rosshaar
Ursprung: Konstantinopel
Instrumentenfamilie: Streichinstrumente (Lauteninstrument)
Spielweise: Wie bei einer Geige wird mit einem Bogen über die Saiten gestrichen. Die Besonderheit: Um unterschiedliche Töne zu erzeugen, wird seitlich mit den Fingernägeln gegen die Saiten gedrückt.
Entwicklungsgeschichte: Die frühesten Erwähnungen der Kemençe finden sich in den Schriften meist zentralasiatischer Schriftstellern aus dem 11. Jahrhundert. Zunächst fand die Politiki Lyra mit ihrer besonderen, birnenartigen Form überwiegend bei den griechischen, in Zentralasien lebenden Immigranten und in der türkischen Kunstmusik Verwendung. Mitte des 19. Jahrhunderts avancierte die Kemençe dann zum Haupt-Streichinstrument der osmanischen Musik.
Besonderheit: Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galt die Kemençe als Musikinstrument der niedrigen sozialen Schichten und wurde auf Volksfesten oder gar in Nachtclubs gespielt. Ihren Weg zum hochangesehenen Instrument der türkischen klassischen Musik fand die Kemençe erst spät dank dem bekannten türkischen Musiker und Komponisten Tanburî Cemil Bey (1873–1916), der ihr durch seine Kompositionen zu neuem Glanz verhalf.