Iveta Apkalna spielt Arvo Pärt

Arvo Pärt: »Spiegel im Spiegel«

Iveta Apkalna spielt Arvo Pärts seelenvolles »Spiegel im Spiegel« in einer Bearbeitung für Orgel.

»Weniger ist mehr« – dafür steht kein Komponist so sehr wie Arvo Pärt. Seine tief spirituelle Musik ist auf das Wesentliche reduziert, auf trance-artige Klangflächen, meditative Dreiklänge und schwingende Glockentöne. »Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn ein einziger Ton schön gespielt wird«, sagte er einmal. Groß in der Schlichtheit. Mit diesem Ansatz wurde er zu einem der meistgespielten Komponisten unserer Zeit.

Im leeren Großen Saal der Elbphilharmonie widmet sich die Star-Organistin Iveta Apkalna mit Pärts kontemplativen »Spiegel im Spiegel« einem seiner populärsten Werke. 

Iveta Apkalna

Iveta Apkalna
Iveta Apkalna © Ģirts Raģelis
  • Über Iveta Apkalna

    Als Titularorganistin ist Iveta Apkalna der Elbphilharmonie auf besondere Weise verbunden. Sie gibt dem Instrument ein Gesicht und nimmt bei zahlreichen Konzerten – ob solistisch oder mit Orchesterbegleitung – an den Manualen Platz. So war sie bereits an den Eröffnungskonzerten im Januar 2017 beteiligt, gab den ersten Orgel-Soloabend und gestaltete Uraufführungen von Peter Eötvös, Jörg Widmann, Wolfgang Rihm und Pascal Dusapin. Auch die Welt-Erstaufnahme eines Solo-Programms an der Orgel der Elbphilharmonie geht auf ihre Rechnung: 2018 entstand so das Album »Light & Dark«.

    Die Lettin gilt als eine der führenden Instrumentalistinnen weltweit; das britische Musikmagazin »Bachtrack« erhob sie zur »Königin der Orgel«. Als erste Organistin überhaupt erhielt sie 2005 einen Echo Klassik als »Instrumentalistin des Jahres«. Regelmäßig wird sie gebeten, den Bau neuer Orgeln zu begleiten und/oder sie einzuweihen, zum Beispiel 2018 die größte Orgel Asiens im National Center for the Arts in Taiwan.

    Seit ihrem ersten Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Claudio Abbado 2008 tritt Iveta Apkalna mit international führenden Orchestern auf, darunter das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Royal Concertgebouw Orchestra und das Los Angeles Philharmonic. Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie Gustavo Dudamel, Sir Antonio Pappano, Esa-Pekka Salonen und Mariss Jansons zusammen.

    In den vergangenen Spielzeiten gestaltete Iveta Apkalna Residenzen am Konzerthaus Berlin, an der Tonhalle Zürich und der Kölner Philharmonie, wo sie Peter Eötvös’ neuestes Werk »Echo« aus der Taufe hob. 2023 erschien ihr jüngstes Album »Oceanic« mit Werken von Bernd Richard Deutsch, Maurice Ravel, Jean Sibelius und Ēriks Ešenvalds. 2018 erhielt sie den Drei-Sterne-Orden Lettlands, die höchste staatliche Auszeichnung ihres Heimatlandes.

Über die Musik

Seinen völlig neue Klangsprache nannte Arvo Pärt (*1935) lautmalerisch »Tintinnabuli«, »Glöckchen«. Ganz bewusst meidet dieser Stil übermäßig komplexe Avantgarde-Techniken und setzt stattdessen auf einfachste Mittel wie Dreiklänge und Tonleitern. Doch damit erreicht er eine ungeheuer dichte Atmosphäre und eine große Intensität. Immer wieder von Neuem einsetzende und wieder verklingende Phrasen erinnern dabei an das Natürlichste der Welt: das Ein- und Ausatmen. Die Musik scheint direkt aus der Stille zu kommen, die für den estländischen Komponisten »immer vollkommener als die Musik selbst ist; man muss nur lernen, das zu hören«.

»Spiegel im Spiegel« ist eines der bekanntesten und am häufigsten gespielten Stücke Pärts. Ursprünglich für Violine und Klavier entstanden, kommen die reduzierten Kompositionsprinzipien des Tintinnabuli-Stils hier sehr deutlich zum Tragen. Das musikalische Material besteht ausschließlich aus einer Melodie und einer dreitönigen Begleitung. Zudem erklingen über und unter der Melodielinie kleine, glockenähnliche Töne. Jede Note ist bewusst gesetzt. Der Titel verweist unmittelbar auf das musikalische Geschehen: Auf jede aufsteigende Melodielinie antwortet eine absteigende Spiegelung.

(Text: Guido Krawinkel)

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