Universitätskonzert

Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit! 16,90 | 21,30
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Ein Oratorium im strengen Sinne ist das Werk nicht - bei dem Text handelt es sich um das gleichnamige Gedicht Schillers; der Form nach wohl, mit Rezitativen, Arien, Ensembles und Chören. Aber wegen der durch den Text nahe gelegten Verbindung von zehn Arbeitsphasen des Glockengießens mit den jeweils folgenden ausführlicheren philosophierenden Betrachtungen über das menschliche Leben hat es meiner Meinung nach mehr die Wirkung einer dramatischen Kantate. Das Gedicht hat mich dann doch wieder nachdenklich gemacht: Es erscheint so unzeitgemäß für unsere Zeit, wie muss man damit zurechtkommen? Auch kann man lesen, dass trotz allgemeiner Begeisterung für Schillers längstes Gedicht die Anzahl der negativen Stimmen schon beim Erscheinen nicht gering war. Doch als ich in verschiedenen Kritiken und Kommentaren gelesen hatte, dass es bis weit in das zwanzigste Jahrhundert hinein eines der meist bekannten (und - auswendig - gekannten) Gedichte in der deutschen Sprache gewesen ist (sogar als Prüfstein jedes Bildungsbürgers galt), habe ich mich über meine anfänglichen Bedenken hinweggesetzt. Schließlich ist auch die Musik aus einer Ära, die wir heute als ‚abgeschlossen und vorbei’ betrachten, aber trotzdem genießen. Und beim Vorführen empfinden wir sie mit ihrer Lyrik und dem Pathos, mit ihrer Rhythmik und Dynamik als zeitlos ausdrucksstark und sehr lebensfähig. Warum sollten wir dann nicht auch an der Dichtung Spaß finden, die damals viele Menschen - und das fast hundertfünfzig Jahre hindurch - begeistert hat? Bereits zum Probenbeginn hatte ich meinen Musikern geschrieben: Das Lied von der Glocke kann man »heute noch immer lesen als ‚Bestandsaufnahme’ des (damaligen und nicht nur deutschen) Bürgertums; dessen Beliebtheit war vielleicht deshalb so groß, weil es so schön beschrieben hat, wie die Verhältnisse hätten sein sollen!« Wie dem auch sei: die Musik Bruchs ist hinreißend und überstimmt alle Bedenken. Die Hauptrolle des Glockengießermeisters hat der Komponist einem Bass-Solisten übertragen, der mit knappen Achtzeilern die zehn Phasen der Gussarbeit vorträgt. Jeweils anschließend entspinnen sich längere Reflexionen über typische Lebensphasen der Menschen, die wiederum mit den verschiedenen Funktionen der entstehenden Glocke in Verbindung gebracht werden: Taufglocke, Hochzeitsglocke, Feuerglocke, Totenglocke, Sturmglocke und Feierglocke. Dabei treten drei weitere Solisten auf, in unterschiedlichen Rollen: als Liebhaber, als die Geliebte, die Trauernde, die Mahnende und Warnende, die Hoffende, als Lebemann oder Philosoph usw. Der Chor ist daran auch oft beteiligt, erzählend wie auch kommentierend. Also: Arien und Chöre, Lieder und Tänze, verschiedenartige Szenen und Ensembles bringen eine Vielfalt von Tempi und Stimmungen, wobei man sich weder als Musiker noch als Hörer langweilen wird. Mit diesem Programm erhoffen wir uns, ein Publikum mit einem vielleicht ungewöhnlich unakademischen musikalischen Genuss zu überraschen – nichts als Klingen und Singen! Daneben kann man es dann noch als einen letzten Beitrag zum Abschluss des ‚Schiller-Jahres 2009’ betrachten. (Bruno de Greeve)

Besetzung

Dorothee Fries Sopran

Christa Bonhoff Alt

Dantes Diwiak Tenor

Konstantin Heintel Bass

Chor der Universität Hamburg

Orchester der Universität Hamburg

Leitung Bruno de Greeve

Programm

Max Bruch
Das Lied von der Glocke op.45