Tongyeong Festival Orchestra / Heinz Holliger
Isang Yun zum 100. Geburtstag
Jenseits aller Strömungen sind die Werke von Isang Yun die beeindruckenden musikalischen Zeugnisse eines »pluralistischen Kosmopoliten« und Einzelgängers. Vor 100 Jahren wurde der Komponist in der südkoreanischen Hafenstadt Tongyeong geboren – Anlass für eine Wiederbegegnung.
Aufgewachsen zur Zeit der japanischen Besetzung Koreas, war Yun schon früh ein politischer Komponist. 1967 wird der Stipendiat Yun aus seiner Westberliner Wohnung entführt. Die südkoreanische Militärdiktatur verurteilt ihn wegen seiner Kontakte zu Nordkorea des »Landesverrats« und damit zu lebenslanger Haft. »Ist Isang Yun, den Sachkenner für einen der bedeutendsten lebenden Komponisten halten, das Opfer einer antikommunistischen Verschwörung des südkoreanischen und des deutschen Geheimdienstes geworden?«, fragt damals die ZEIT.
Auf internationalen Druck hin folgt zwei Jahre später seine Freilassung. Westberlin wird Yun zum Exil. Seine Musik versteht er fortan als »Appell zu mehr Menschlichkeit«. In ihr verbinden sich Elemente asiatischer und europäischer Tradition und Philosophie – eine musikalische Technik, für die heute Komponisten wie Toshio Hosokawa oder Unsuk Chin stehen. 1966, als Yun seinen internationalen Durchbruch bei den Donaueschinger Musiktagen feierte, war das revolutionär.
Isang Yun hoffte zeitlebens darauf, mit seiner Musik eine Brücke zwischen Nord- und Südkorea zu bauen. Zum Teil ist ihm das gelungen: Die verfeindeten Gesellschaftssysteme Nord- und Südkoreas können sich auf wenig einigen, auf Isang Yun legen sie sich fest – beide Länder reklamieren ihn für sich, haben heute Festivals, musikalische Institute und Ensembles nach ihm benannt.
Beim Konzert zu Isang Yuns 100. Geburtstag steht der Komponist und Dirigent Heinz Holliger am Pult, ein prominenter Weggefährte Yuns. Dem Oboisten Holliger hatte Yun einst eigene Werke geschrieben. Mit dem Tongyeong Festival Orchestra dirigiert er einen noch jungen Kulturbotschafter aus Yuns Geburtsstadt.
Besetzung
Tongyeong Festival Orchestra
Clara-Jumi Kang Violine
Dirigent Heinz Holliger
Programm
Maurice Ravel
Le tombeau de Couperin (Fassung für Orchester)
Isang Yun
Violinkonzert Nr. 3 für Violine und kleines Orchester
– Pause –
Isang Yun
Harmonia für Bläser, Harfe und Schlagwerk
Maurice Ravel
Ma mère l’oye (Ballettfassung)
Zugabe der Solistin:
Johann Sebastian Bach
Sonate Nr. 3 C-Dur BWV 1005 für Violine solo / Largo
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