Philharmonisches Kammerkonzert
Werke von Johann Strauß (Sohn), Arnold Schönberg, Gustav Mahler und Karol Szymanowski
Wien am Puls der Moderne
Im 4. Kammerkonzert geht es hoch her, eben ganz so wie im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts: Beseelte Walzerklänge treffen auf die Experimentierfreude der Zweiten Wiener Schule, Spätromantik auf Junges Polen. Ganz unterschiedliche Komponisten mit einer jeweils eigenen Klangsprache, die sich doch alle um den Geist und den Ausdruck des Fin de Siècle drehen.
Dabei deutet der Ausdruck mehr an als nur den bevorstehenden kalendarischen Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert. Denn der Geist der Jahrhundertwende ist ein umtriebiger: Die Romantik endet und damit verfällt eine im Grunde seit 100 Jahren gültige Musizierhaltung. Plötzlich offenbaren sich neue Auffassungen, Ideen und Visionen und aus ihnen bilden sich neue Stile: Symbolismus, Jugendstil, Impressionismus, Ästhetizismus und nicht zuletzt die Avantgarde.
Eine Zeit des Widerspruchs – und der Überraschungen. Denn wer hätte gedacht, dass Anton Weber, einer der führenden Avantgardisten seiner Zeit, ein großer Veredler der Salonmusik war? Den Schatzwalzer von Johann Strauss Sohn zu bearbeiten entsprang jedoch nicht allein einem eigenen musikalischen Interesse. Die Bearbeitungen dieser Art sollten vor allem Schönbergs »Verein für musikalische Privataufführungen« das Überleben sichern.
Dass die Kunst zuweilen nicht nur künstlerischen Idealen, sondern auch kommerziellen Zwängen unterliegt, musste Arnold Schönberg schon sehr früh erkennen. So nahm er sein kompositorisches Schicksal mit der Gründung des Musikvereins in die eigene Hand und fand dort nach dem Ersten Weltkrieg eine Art Refugium für die Ideologie kammermusikalischen Klangs. Große Orchesterwerke scheiterten oftmals nicht nur am sich ändernden Geschmack des Publikums, sondern auch an der Realisierbarkeit angesichts sich reduzierender Kulturförderer.
So machten Schönberg, Webern und auch Berg aus der Not also eine Tugend und nahmen sich beispielsweise die Werke von Johann Strauß vor. Heraus kamen Walzer-Arrangements und eigene Kompositionen, die keineswegs Zweckmusik waren, sondern ganz im Gegenteil: Ihnen entspringt eine Freude der Leichtigkeit und Experimentierfreude. Der Versuch, das sentimentale Herz der Musikstadt Wien ganz vorsichtig an den Puls der Moderne heranzuführen, gelang auf meisterhafte Weise.
Besetzung
Daria Pujanek Violine
Piotr Pujanek Violine
Yitong Guo Viola
Arne Klein Violoncello
Rupert Burleigh Harmonium
Gottlieb Wallisch Klavier
Programm
Johann Strauß (Sohn) / Alban Berg
Wein, Weib und Gesang / Walzer op. 333
Arnold Schönberg
Presto für Streichquartett C-Dur
Johann Strauß (Sohn) / Arnold Schönberg
Rosen aus dem Süden / Walzer op. 388
Arnold Schönberg
Scherzo für Streichquartett F-Dur
Johann Strauß (Sohn) / Anton Webern
Schatz-Walzer op. 418
– Pause –
Gustav Mahler
Klavierquartettsatz a-Moll
Karol Szymanowski
Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 37
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