Hamburger Camerata

5. Abonnementkonzert: »Russische Visionen«

Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit! 23 | 27 | 31
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Die »Großen Drei« unter den russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts stehen beim Russland-Schwerpunkt der Hamburger Camerata auf dem Programm: Strawinsky, Prokofjew und Schostakowitsch. Die tiefen Konflikte und Brüche der russischen Geschichte in den letzten 100 Jahren haben auf sehr unterschiedliche Weise auch diese Künstler geprägt: Der Jüngste, Schostakowitsch, blieb Zeit seines Lebens in seiner Heimat und wurde der namhafteste Komponist der UdSSR. Der Älteste, Strawinsky, war dagegen Kosmopolit. Er wurde in Russland geboren, übersiedelte nach Paris und starb als US-Bürger in Los Angeles. Prokofjew pendelte zwischen den Welten: Er emigrierte 1918, versuchte sein Glück in den USA und Paris, um schließlich in die Sowjetunion zurückzukehren. Dmitri Schostakowitsch war ein Mann mit Humor und Ehrgeiz: Sein Streichquartett Nr. 10 As-Dur – auf dem die Kammersinfonie op. 118a beruht – schrieb er 1964 während seines Sommerurlaubes innerhalb von elf Tagen und widmete es dem Komponisten Mieczysław Weinberg. Er habe »in einem Schwung das ganze Blatt beschmiert…«, berichtete Schostakowitsch seinem Freund Isaak Glikman: »Weinberg hat mich überholt, weil er schon neun Quartette geschrieben hat (und ich bis vor kurzem erst acht). Ich hatte mir vorgenommen, ihn zu überholen, was nun also geschafft wäre.« Ähnlich ironisch beschied er auch dem Solisten seines ersten Klavierkonzerts. Als der das Fehlen einer virtuosen Kadenz monierte, konterte Schostakowitsch: »Dies ist kein Konzert, um zu zeigen, dass du Tonleitern spielen kannst.« Als sich über Europa dunkle Kriegswolken zusammenzogen, knüpfte der naturalisierte Franzose Igor Strawinsky Kontakte in die USA. Sein Konzert in Es, das locker an das Vorbild von Bachs Brandenburgischen Konzerten angelehnt ist, schrieb der Komponist 1937/38 zum 30. Hochzeitstag des Mäzenaten-Ehepaars Robert und Mildred Bliss. Das Werk wurde nach deren Landsitz »Dumbarton Oaks« in Washington D.C. benannt. Den Grundgedanken seiner ›Symphonie classique‹ von 1916/17 erklärte Sergej Prokofjew mit diesen Worten: »Wenn Haydn heute noch lebte, dachte ich, würde er seine Art zu schreiben beibehalten und dabei einiges vom Neuen übernehmen. Solch eine Sinfonie wollte ich schreiben – eine Sinfonie im klassischen Stil.«

Besetzung

Hamburger Camerata

Marianna Shirinyan Klavier

Leitung Simon Gaudenz

Programm

Dmitri Schostakowitsch
Kammersinfonie As-Dur op.118a / Bearbeitung nach dem Streichquartett Nr. 10 von Rudolf Barshai
Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll op. 35

Igor Strawinsky
Concerto Es-Dur »Dumbarton Oaks«

Sergej Prokofjew
Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 »Symphonie classique«