Chief Xian aTunde Adjuah (Christian Scott)

Reingehört: Wie klingt Afrofuturism?

Eine Playlist zum Schwerpunkt »Afrofuturism« in der Elbphilharmonie.

Zuflucht in die Zukunft

»In Amerika schwarz zu sein, ist eine Science-Fiction-Erfahrung«, sagte der US-amerikanische Kulturkritiker und Musiker Greg Tate einmal im Interview. Damit verwies er auf die realen Wurzeln des Afrofuturismus, einem Imaginationsraum, in dem in Musik, Film, Literatur und weiteren Kunstformen Menschen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora im Zentrum futuristischer Ideen, Handlungen und Settings stehen. Der Begriff »Afrofuturism« wurde erstmals 1993 in dem wirkmächtigen Interviewessay »Black To The Future« von dem Kritiker Mark Dery verwendet, der darunter u. a. Bilder von Jean-Michel Basquiat, Romane von Samuel R. Delany und Octavia Butler, Filme von John Sayle und Lizzie Borden und Musik von Jimi Hendrix, Sun Ra, Parliament oder auch Public Enemy versammelte.

Im Mittelpunkt stand für Dery dabei die Frage: Kann eine Community, deren Vergangenheit systematisch ausgelöscht wurde und deren Energien anschließend in der Suche nach lesbaren Spuren dieser Vergangenheit gebunden wurden, mögliche Zukünfte imaginieren?

Spotify-Playlist

aus dem »Elbphilharmonie Mixtape« von ByteFM

Sun Ra
Sun Ra Sun Ra © Sun Ra

Das »Elbphilharmonie Mixtape« von ByteFM widmete sich am 16. August dem Thema »Afrofuturism«:

Von Jimi Hendrix bis Solange Knowles

Bei der Katalogisierung des Afrofuturism wurde schnell klar – sie konnte dies durchaus. Besonders in der Musik, ausgehend vom sogenannten Space Age der 1950er-Jahre, haben Künstlerinnen und Künstler aus der Afrodiaspora ab den 1960er-Jahren an der Schnittstelle von Imagination, Technologie, Raumfahrt, Utopie und Befreiung konzeptuell reiche Werke verfasst. Von Hendrix’ »Electric Ladyland« und John und Alice Coltranes »Cosmic Music« über Sun Ras »Space Is The Place« und die Mothership Connection von George Clintons Parliament bis hin zu gegenwärtigen Künstlerinnen wie Janelle Monáe, Solange Knowles, Shabazz Palaces oder Flying Lotus, ist Afrofuturism thematisch über die folgenden Jahrzehnte nie verschwunden und erlebt seit der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre eine Renaissance, die bis in den popkulturellen Mainstream reicht.

Fokus Afrofuturism

In der Saison 2022/23 widmet die Elbphilharmonie dem Afrofuturism einen besondern Schwerpunkt – mit legendären Vertreter:innen wie dem Sun Ra Arkestra und neuen Sounds der jungen Generation von Sons of Kemet oder Theo Croker.

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