Ihn kennzeichnet »womöglich einer der exquisitesten Violinklänge, der je auf CD festgehalten wurde«. Zumindest wenn man dem nicht eben unerfahrenen Fachpersonal der Streichinstrumenten-Zeitschrift The Strad glaubt. Der dänische Geiger Nikolaj Szeps-Znaider begeistert seit Jahren die Musikszene und hat in jüngster Zeit auch eine beachtliche Karriere als Dirigent hingelegt. Den – wie er sagt – »riesengroßen Pinsel« überlässt er bei seiner Rückkehr zum NDR Elbphilharmonie Orchester aber gern Chefdirigent Alan Gilbert, um sich stattdessen mit dem »viel kleineren Pinsel« an der Geige einem Klassiker von Jean Sibelius zu widmen.
»Wahrscheinlich jeder Violinstudent wird es im Unterricht bei der Arbeit an Sibelius’ Violinkonzert einmal zu hören bekommen: Um diese Musik adäquat spielen zu können, müsse man einmal in Finnland gewesen sein oder sich die dortige Landschaft zumindest vorstellen können.«
Julius Heile
Besetzung
NDR Elbphilharmonie Orchester
Nikolaj Szeps-Znaider Violine
Dirigent Alan Gilbert
Programm
Johannes Brahms
Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81
Jean Sibelius
Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47
– Pause –
Piotr I. Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique«
Zur Musik
Folgt man dem Klischee der Farben, benötigt Nikolaj Szeps-Znaider für das Violinkonzert des Finnen Jean Sibelius wohl vor allem waldgrüne Töne, ein bisschen Wasserblau, schwarzgraue Schattierungen und einige hellweiße Spritzer – am besten aber gleich die volle Farbpalette!

Apropos Farben: Auch die übrigen Werke des Konzerts stützen sich vor allem auf die (vermeintlich) dunklen Töne. Während Brahms seine »Tragische Ouvertüre« als Gegenentwurf zur heiteren »Akademischen Festouvertüre« anlegte, rollt Piotr Tschaikowskys hochemotionale »Pathétique« mit leidenschaftlichen Klängen ein gewaltiges sinfonisches Panorama menschlicher Sorgen und Leiden aus.
Manche meinen mit Blick auf den ersten und vor allem tief traurigen letzten Satz des Werks gar, der Komponist habe hier bereits seinen nahen Tod vorausgeahnt. Dann aber vergisst man die Mittelsätze, einen »getarnten« Walzer und einen triumphalen Marsch, in denen genauso die Freuden und Hoffnungen des Lebens ihren Platz finden.