Walt Disney Concert Hall

Konzerthäuser weltweit

Eine Reise zu einigen der spektakulärsten Konzerthäusern der Welt.

Spektakuläre Konzertbauten gibt es nicht nur in Hamburg. Auch in anderen Musikmetropolen stehen Konzerthäuser, die wegen ihrer Akustik und historischen Bedeutung berühmt geworden sind und heute echte Wahrzeichen sind. Hier eine – vollkommen subjektive – Liste der international interessantesten Konzerthäuser.

Berliner Philharmonie :Architekt: Hans Scharoun / Eröffnung: 1963

Sie ist so etwas wie der Prototyp des modernen Konzerthauses: die Berliner Philharmonie. Entworfen wurde sie von Hans Scharoun, der zu den bedeutendsten Vertretern der organischen Architektur gehörte. Bei diesem Ansatz entwickelt sich die Baugestalt aus der künftigen Aufgabe des Bauwerks. Dass die Musik im Zentrum des Geschehens stehen soll, nahm Scharoun denn auch wortwörtlich. Erstmals wurde das Orchester tatsächlich in die Mitte gesetzt, während das Publikum in den Rängen um die Bühne herum Platz nimmt. Dieses »Weinberg« genannte Prinzip stand seit der Eröffnung im Jahr 1963 Pate für viele weitere Konzerthäuser, darunter auch für die Elbphilharmonie.

Berliner Philharmonie Berliner Philharmonie © Sebastian Hänel
Der Große Saal der Berliner Philharmonie Der Große Saal der Berliner Philharmonie © Heribert Schindler

Philharmonie de Paris :Architekt: Jean Nouvel / Eröffnung: 2015

Die im Januar 2015 eröffnete Philharmonie de Paris weist gleich mehrere Parallelen zur Elbphilharmonie auf – nicht nur in Hinblick auf erhöhte Bauzeit und -kosten (das allerdings auch). Es ist vor allem die Lage abseits des Stadtzentrums und der damit verbundene Wunsch, ein möglichst breites, weniger elitäres Publikum anzusprechen, der die beiden Häuser verbindet. Zudem zeichnet in beiden Fällen der Japaner Yasuhisa Toyota für die Akustik verantwortlich, auch wenn die Säle ganz unterschiedlich klingen (so ist in Paris der Nachhall deutlich länger). Entworfen wurde das futuristische Gebäude vom französischen Architekten und Pritzker-Preisträger Jean Nouvel.

Philharmonie de Paris Philharmonie de Paris © William Beaucardet
Philharmonie de Paris, Grande salle Pierre Boulez Philharmonie de Paris, Grande salle Pierre Boulez © William Beaucardet

Kultur- und Kongresszentrum Luzern :Architekt: Jean Nouvel / Eröffnung: 1998

Ebenfalls nach Plänen von Jean Nouvel wurde das Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) gebaut. Der darin befindliche Konzertsaal gilt dank seiner elektrisch verstellbaren Klang- und Echokammern unter Kritikern wie Musikern als einer der besten der Welt. Er folgt dem traditionellen, rechteckigen »Schuhschachtel-Prinzip« und ist optisch einem Schiffsrumpf nachempfunden. Das Thema Wasser spielt – wie auch bei der Elbphilharmonie – insgesamt eine große Rolle. So liegt das KKL direkt am wunderschönen Vierwaldstättersee, zudem geben zwei Kanäle dem Gebäudekomplex seine Struktur. Im Konzertsaal findet jedes Jahr im Spätsommer das berühmte Lucerne Festival statt.

KKL Luzern, Switzerland KKL Luzern, Switzerland © Urs Wyss
KKL Luzern, Switzerland KKL Luzern, Switzerland © unbezeichnet

Musikverein (Wien) :Architekt: Theophil von Hansen / Eröffnung: 1870

Geht es um die beste Akustik, fällt auch immer wieder der Name Musikverein. Mit seinen Kronleuchtern, Säulen und Deckengemälden ist der »Goldene Saal« sicher auch einer der schönsten Konzertorte der Welt. Ein wahrer Tempel für die Musik, aus dem nicht nur alljährlich das berühmte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker in alle Welt übertragen wird. 1870 eröffnet, diente der Saal mit seinen idealen Proportionen und der perfekten Nachhallzeit auch als Vorbild für viele weitere Konzerthäuser bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

Musikverein Wien Musikverein Wien © Creative Commons
Musikverein Wien, Goldener Saal Musikverein Wien, Goldener Saal © CEphoto, Uwe Aranas

Koninklijk Concertgebouw (Amsterdam) :Architekt: Adolf Leonard van Gendt / Eröffnung: 1888

Zum Beispiel für das Concertgebouw in Amsterdam. 1888 eröffnet, folgt der Große Saal ebenfalls dem »Schuhschachtel-Prinzip« und zählt zu den akustisch besten der Welt. Der prachtvolle Bau wartet zudem mit dekorativen Jugendstil-Elementen auf. Residenzorchester ist das Concertgebouworkest, das zwar mittlerweile organisatorisch unabhängig ist, dessen runder Klang jedoch wesentlich durch seine Spielstätte geprägt wurde. In Kritikerumfragen konkurriert es regelmäßig mit den Wiener und Berliner Philharmonikern um den ersten Platz.

Het Concertgebouw Het Concertgebouw © Hans Roggen
Het Concertgebouw, Grote Zaal Het Concertgebouw, Grote Zaal © Hans Roggen

Carnegie Hall (New York) :Architekt: William Burnet Tuthill / Eröffnung: 1891

»Wie komme ich zur Carnegie Hall?«, soll ein Spaziergänger einmal den Violinisten Jascha Heifetz gefragt haben. Seine Entgegnung: »Üben«. Diese Anekdote beweist, ein Auftritt in der Carnegie Hall kommt für jeden Musiker noch immer einem Ritterschlag gleich. Mag der Ziegelsteinbau von außen auch eher unscheinbar sein, die Akustik des Großen Saals mit seinen rund 2800 Plätzen ist legendär. Das Eröffnungskonzert im Jahr 1891 dirigierte niemand Geringeres als Peter Tschaikowsky. Zwei Jahre später wurde Antonín Dvořáks berühmte Sinfonie »Aus der Neuen Welt« uraufgeführt. Auch die Beatles sind hier aufgetreten – ihr Konzert im Jahr 1964 ging als die »Nacht, in der die Carnegie Hall durchdrehte« in die Geschichte ein.

Carnegie Hall Carnegie Hall © Jeff Goldberg / Esto
Isaac Stern Auditorium Ronald / O. Perelman Stage Isaac Stern Auditorium Ronald / O. Perelman Stage © Jeff Goldberg / Esto
Isaac Stern Auditorium Ronald / O. Perelman Stage Isaac Stern Auditorium Ronald / O. Perelman Stage © Jeff Goldberg / Esto

Walt Disney Concert Hall (Los Angeles) :Architekt: Frank Gehry / Eröffnung: 2003

Von der Ost- an die Westküste Amerikas – und zurück in die Moderne. In Los Angeles steht mit der 2003 eröffneten Walt Disney Concert Hall eines der architektonisch interessantesten Konzerthäuser der Welt. Entworfen wurde die Heimat des Los Angeles Philharmonic Orchestra von Frank Gehry, der dem Dekonstruktivismus zugerechnet wird und zuvor bereits mit seinem Guggenheim-Museum die spanische Stadt Bilbao in einen Touristenmagnet verwandelt hatte. Fachleute sprechen vom sogenannten »Bilbao-Effekt«, der übrigens auch in Hinblick auf die Elbphilharmonie oft verwendet worden ist. Los Angeles ist dank seines Konzerthauses nun ebenfalls um eine Attraktion reicher!

Walt Disney Concert Hall Walt Disney Concert Hall © Gehry Partners, LLP

Suntory Hall (Tokio) :Architekt: Shōichi Sano / Eröffnung: 1986

Die große Beliebtheit der westlichen klassischen Musik spiegelt sich in Asien nicht zuletzt in den zahlreichen Konzerthäusern, die dort im wahrsten Sinne des Wortes in den vergangenen Jahrzehnten aus dem Boden gestampft wurden. Mit der Suntory Hall in Tokio gelang dem Architekten Shōichi Sano und seinem Akustiker Minoru Nagata (dem Gründer des Unternehmens Nagata Acoustics, zu dem auch Elphi-Akustiker Yasuhisa Toyota gehört) jedoch ein großer Wurf. Sie zählt zu den weltweit renommiertesten Konzerthäusern und war bei Inbetriebnahme im Jahr 1986 das erste Konzerthaus Tokios, das exklusiv für Orchesterkonzerte gebaut wurde.

Suntory Hall / Haupteingang Suntory Hall / Haupteingang © Suntory Hall
Suntory Hall / Großer Saal Suntory Hall / Großer Saal © Suntory Hall

Sydney Opera House :Architekt: Jørn Utzon / Eröffnung: 1973

Keine Frage, das Opernhaus von Sydney darf in dieser Liste nicht fehlen. Sie ist dank ihres ikonischen Daches DAS Wahrzeichen Australiens und sicher eines der berühmtesten Gebäude der Welt. Eigentlich besteht der Komplex aus fünf Theatern, wovon der größte Saal mit fast 2700 Plätzen die Concert Hall ist. Der Entwurf stammt vom dänischen Architekten Jørn Utzon, der sich während des Baus jedoch mit der australischen Regierung überwarf und schließlich das Projekt verließ. Fertiggestellt wurde das Ganze dann von australischen Architekten, was zu zahlreichen Verzögerungen und Kompromissen führte. In der Tat gilt die Akustik als nicht besonders gut. Architektonisch kommt an die Oper von Sydney jedoch kein anderes Konzerthaus heran. Naja, fast!

Sydney Opera House Sydney Opera House © Hamilton Lund

Text: Simon Chlosta, Stand: 06.11.2020

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