Feuerwerk: Handkolorierte Radierung von

Händel: Wasser- und Feuerwerksmusik

Das Finnish Baroque Orchestra kombiniert Händels festliche Suiten mit traditionellen finnischen Werken. Konzert-Stream vom 19.08.2022 nicht mehr verfügbar.

Unter den vielen berühmten Hits von Georg Friedrich Händel dürften diese beiden die größten sein: die »Wassermusik« und die »Feuerwerksmusik«, entstanden als Freiluftmusiken im Auftrag britischer Könige während Händels Londoner Zeit. Doch auch im Konzertsaal entfaltet diese Musik mit ihren prächtigen Bläserfanfaren, eleganten Rhythmen und zahlreichen Ohrwürmern ohne Frage ihre Wirkung – erst recht, wenn ein Ensemble wie das Finnish Baroque Orchestra mit historischen Instrumenten ans Werk geht.

 

»Lauter berühmte Noten, längst geflügelte Worte der Musikgeschichte, und doch ewig glitzernd und bewegend und ergreifend für jedes individuelle Gemüt – das ist der Glanz von Händels überindividueller Musik.«

Jens Jessen (Die Zeit)

 

Händels Musik mischt das Ensemble in diesem Konzert mit Bearbeitungen von traditionellen finnischen Werken Viljami Niittykoskis (1895–1985), der sich sehr um die Volksmusik seines Heimatlandes verdient gemacht hat.

Der »Elbphilharmonie Sommer« wird unterstützt von Porsche.

Finnish Baroque Orchestra Finnish Baroque Orchestra © Juuso Westerlund

Besetzung

Finnish Baroque Orchestra

Konzertmeisterin & Leitung  Kreeta-Maria Kentala 

Programm

Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Suite Nr. 2 D-Dur HWV 349 »Water Music« (1717)

Viljami Niittykoski (1895–1985)
Kesän muisto (Erinnerung an den Sommer) / Bearbeitung von Timo Alakotila
Kaustislainen marssi (Marsch aus Kaustinen) / Bearbeitung von Kreeta-Maria Kentala

Georg Friedrich Händel
Suite Nr. 1 F-Dur HWV 348 »Water Music« (1717)


– Pause –


Georg Friedrich Händel
Suite Nr. 3 G-Dur HWV 350 »Water Music« (1717)
 
Viljami Niittykoski

Tunnelmasta toiseen (Von einer Stimmung zur anderen) / Bearbeitung von Iikka Kotaja
Vauhdin hurmaa (Mit vollem Schwung) / Bearbeitung von Lauri Pulakka

Georg Friedrich Händel
Music for the Royal Fireworks (Feuerwerksmusik) HWV 351 (1749)

Die Musik

Dass Wasser und Musik eine besondere Anziehungskraft aufeinander auszuüben scheinen, zeigen neben der Elbphilharmonie nicht nur die vielen weiteren an Flüssen und Seen gelegenen Konzerthäuser auf der Welt. Auch ein Blick in die Musikgeschichte fördert gleich eine ganze Reihe an Beispielen zu Tage, die das Thema Wasser musikalisch behandeln. Zu nennen wären etwa Felix Mendelssohn Bartholdys aufbrausende Konzert-Ouvertüre »Die Hebriden«, Bedřich Smetanas berühmte »Moldau« aus dem sinfonischen Zyklus »Mein Vaterland«, Claude Debussys impressionistisches Musterbeispiel »La Mer«, oder, nicht zu vergessen, Johann Strauss’ herrlich kitschiger »Donauwalzer«. Die vielleicht bekannteste Wasser-Musik aber dürfte die, nun ja, »Wassermusik« von Georg Friedrich Händel sein.

Georg Friedrich Händel (Gemälde von Balthasar Denner, 1727)
Georg Friedrich Händel (Gemälde von Balthasar Denner, 1727) © National Portrait Gallery, London

Die Wassermusik :Ein Bootsausflug über die Themse

Ihren Titel verdankt sie nicht etwa ihrem plätschernden Klang, sondern dem äußeren Anlass ihrer Entstehung. Händel schrieb die »Wassermusik« 1717 im Auftrag des englischen Königs Georg I., der sie als Freiluftmusik für die musikalische Untermalung eines Bootsausfluges auf der Themse bestellt hatte. In London hatte sich Händel 1712 niedergelassen, nachdem er zuvor hier in Hamburg an der Gänsemarkt-Oper mit seinem Erstling »Almira« seinen Durchbruch gefeiert und anschließend in Italien als »Il Sassone« (Der Sachse) internationale Bekanntheit erlangt hatte. Nun, in der wohl aufregendsten Kulturmetropole Europas, behauptete er sich auf dem hart umkämpften Musikmarkt.

Geschäftsmann und Marketing-Genie

George Frideric Handel, wie ihn die Engländer nannten, entpuppte sich dabei nicht nur als fleißiger Komponist (insgesamt stammen 42 Opern aus seiner Feder), sondern auch als cleverer Geschäftsmann und als Marketing-Genie. Sein legendärer Appetit und sein stattlicher Leibesumfang dürfen durchaus als Beweis seines Erfolgs gewertet werden. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens war Händel schließlich ein freier Künstler und musste sich nicht mehr – wie viele seiner Kollegen – den »ästhetischen Vorlieben eines absolutistischen Herrschers oder den dogmatischen Forderungen einer geistlichen Obrigkeit« (Hans Joachim Marx) beugen. Doch klar, wenn die Bezahlung stimmte, nahm auch Händel Zuwendungen dieser Art nur zu gern entgegen – und stellte sich voll und ganz auf die Wünsche seiner Auftraggeber ein.

The Thames and the City: Gemälde von Canaletto, 18. Jh.
The Thames and the City: Gemälde von Canaletto, 18. Jh. © National Gallery Prague

Hörner und Trompeten

Bei der »Wassermusik« zum Beispiel sollte das Orchester auf einem eigenen Kahn hinter der königlichen Barke herfahren. Die Musik musste also sowohl dem königlichen Anlass als auch den besonderen Umständen der Aufführung Rechnung tragen. Und so sorgen etwa Hörner und Trompeten einerseits für einen besonders festlichen Klang. Andererseits waren sie auch einfach laut genug für eine Aufführung im Freien, weshalb sich die Instrumente durchgehend abwechseln und zudem von einer für damalige Verhältnisse recht großen Streicherbesetzung begleitet werden. Ein Cembalo war hingegen zunächst nicht vorgesehen, da es sich zum Musizieren auf einem Boot nicht eignete. Bei heutigen Aufführungen im Konzertsaal wird es meist trotzdem zur Unterstützung der Bassgruppe eingesetzt, auch Pauken kommen hier in der Regel zum Einsatz. 

21 Tänze

Insgesamt umfasst die »Wassermusik« 21 Tanzsätze plus eine einleitende Ouvertüre, die heute üblicherweise in drei Suiten unterteilt werden. Mit ihrer abwechslungsreichen und dabei immer eingängigen Musik gehört sie heute zu den bekanntesten und meistaufgeführten Werken Händels. Schon König Georg I. zeigte sich von der »Wassermusik« derart angetan, dass er das gesamte Werk und einzelne Sätze daraus an Ort und Stelle mehrfach wiederholen ließ.

Georg Friedrich Händel: Wassermusik
Georg Friedrich Händel: Wassermusik © Unbekannt

Die Feuerwerksmusik :Friedensmusik mit Militärinstrumenten

Auch die »Feuerwerksmusik« entstand im Auftrag eines Königs, er trug sogar denselben Namen, allerdings eine andere Nummer: König George II. Dieser gab bei Händel das Werk als Festmusik zu einem Feuerwerk anlässlich des Aachener Friedens 1748 in Auftrag – mit dem Wunsch, dass die Musik »aus nichts anderem als Militärinstrumenten bestehe«, also ausschließlich aus Blasinstrumenten. Händel beugte sich widerwillig dieser Vorgabe, komponierte aber trotzdem auch Streicherstimmen, die später bei einem Benefizkonzert erstmals zum Einsatz kamen und bis heute bei Aufführungen im Konzertsaal üblich sind.

Bei der Uraufführung der »Music for the Royal Fireworks«, wie die Komposition im Original heißt, am 27. April 1749 im Londoner Green Park lief noch einiges schief. Unter anderem ging die eigens aufgebaute Bühnenanlage in Flammen auf, die Abstimmung von Musik und Feuerwerk funktionierte nicht und schließlich begann es auch noch zu regnen. Nur Händels prunkvolle Musik, darin waren sich alle einig, überzeugte auf ganzer Linie.

Die »Feuerwerksmusik« ähnelt in ihrem Aufbau der französischen Orchestersuite, bei der auf eine einleitende Ouvertüre mehrere stilisierte Tanzsätze unterschiedlichen Charakters folgen. Darunter finden sich etwa der barocke Hoftanz Bourrée, eine wiegende Siciliana und zwei Menuette. Wie die »Wassermusik« gehört auch die »Feuerwerksmusik« bis heute zu den beliebtesten Werken Händels. Allein die Ankündigung erregte seinerzeit so viel Aufmerksamkeit bei der Londoner Bevölkerung, dass die Generalprobe vor circa 12.000 Zuschauern angeblich den ersten Verkehrsstau in der Geschichte der Stadt auslöste.

 

Text: Simon Chlosta, Stand: 21.7.2022

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