John Scofield

Elbphilharmonie Sessions: John Scofield

Sein Leben lang ist John Scofield mit Bands aufgetreten. In der Elbphilharmonie spielt der legendäre Jazzgitarrist nun eines seiner seltenen Solo-Sets.

Sein markanter, leicht angezerrter Sound zeichnet ihn aus; sein wandlungsfähiges Spiel vereint Einflüsse aus Post-Bop, Funk und R&B: Der Gitarrist John Scofield gehört zu den Ikonen des Jazz. Seit Jahrzehnten tritt der US-Amerikaner weltweit in den verschiedensten Formationen auf – fast nie jedoch allein. Für seine Elbphilharmonie Session hat Scofield nun exklusiv ein Solo-Programm eingespielt.

»Ich habe mein ganzes Leben lang in Bands gespielt. Deshalb habe ich überhaupt erst mit dem Gitarrespielen angefangen. Solo-Gitarre dagegen ist wirklich schwer, man muss alle möglichen Sprünge und technischen Tricks beherrschen. Aber seit einer Weile benutze ich Sampler-Pedale, mit denen ich beim Spielen kleine Begleit-Sequenzen aufnehmen kann. Das hat es mir ermöglicht, solo aufzutreten – und mit mir selbst zu spielen.«

John Scofield

John Scofield im Interview

Der Künstler

Geboren 1951 in Ohio und aufgewachsen in Connecticut, entdeckte Scofield mit elf Jahren die Gitarre für sich. Zum Jazz gelangte er unter anderem durch ein Konzert von Jimi Hendrix: »Mir wurde klar: Besser als Hendrix kann ich nicht werden«, erinnert er sich. Also beschloss Scofield , eigene Wege zu gehen. Über seinen Gitarrenlehrer lernte er die Musik von Wes Montgomery, Jim Hall und Pat Martino kennen und verfiel dem Jazz, dem er bis heute die Treue hält. Am renommierten Berklee College of Music in Boston studierte er schließlich bei Jazz-Größen wie dem Vibrafonisten Gary Burton, der ihn einige Jahre später in sein Quartett holte.

Auch als Bandleader nahm Scofields Karriere Ende der 70er Jahre Fahrt auf. 1982 trat er als Gitarrist und Komponist ins internationale Rampenlicht, tourte drei Jahre lang mit Miles Davis und nahm mehrere Platten mit ihm auf. Bis heute hat Scofield dutzende gefeierte Alben als Leader veröffentlicht und mit vielen bedeutenden Jazzmusikern wie dem Gitarristen Bill Frisell und den Pianisten Herbie Hancock und Brad Mehldau zusammengearbeitet.

John Scofield John Scofield © Jasper Techel
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz
Am Set Am Set © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Jasper Techel
Scofields Sampler Scofields Sampler © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Jasper Techel
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz
John Scofield John Scofield © Maxim Schulz

Die Setlist

John Scofield
Little Walk
Mrs. Scofield

Jimmy Webb / Pharoah Sanders
Wichita Lineman  / The Creator has a Masterplan

Ballard MacDonald & James F. Hanley
(Back Home again in) Indiana

»John Scofields nie auftrumpfendes Gitarrenspiel fern allen Stargehabes hat ihm die Sympathien der Zunft gesichert und viele Türen im Jazz und zu anderen Musiksparten geöffnet.«

Wolfgang Sandner, FAZ

Die Musik

Die Nummer »Little Walk« schrieb Scofield in den frühen Neunziger Jahren für sein hochgelobtes Quartett, dem der Saxofonist Joe Lovano, Drummer Bill Stewart und Bassist Dennis Irwin angehörten. Es fand Eingang ins Studio-Album »What We Do« (1993), das sich frei bewegt zwischen völlig verschiedenen Stilen – von Mainstream über Free Jazz und Blues bis Rock und Country. Ebenfalls eine Eigenkomposition ist »Mrs. Scofield’s Waltz«, ein sanftmütiges Stück, das John Scofield seiner Frau widmete.

»Jazz lässt einem die Freiheit, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Jazz ermutigt einen, nach sich selbst zu klingen.«

John Scofield

 

Zu den »500 Greatest Songs of all Time« zählt das Magazin »Rolling Stone« den Song »Wichita Lineman«. Songwriter Jimmy Webb beschrieb darin 1968 einen einfachen Funknetz-Arbeiter in Kansas, der bei Wind und Regen an Telefonmasten schuftet und seine Freundin vermisst. Geschrieben für Glen Campbell, nahmen zahllose Künstler den Song auf, von Johnny Cash bis R.E.M.

Jimmy Webb Jimmy Webb © Tore Sætre
Pharoah Sanders (2013) Pharoah Sanders (2013) © Oliver Abels

Fließend über geht es ins Stück »The Creator has a Master Plan«, geborgt vom rebellischen Saxofonisten Pharoah Sanders. Der US-Amerikaner gilt als einer der Pioniere des sogenannten »Spiritual Jazz« (auch: Deep Jazz). Spirituelle, aber auch politische Themen prägten diese Strömung, die mit weiteren Jazz-Größen wie John Coltrane und Gary Bartz in den Sechziger und Siebziger Jahre ihren Höhepunkt erlebte. »The Creator has a Working Plan« ist eine ihrer Hymnen. 1969 veröffentlicht, wird darin über 30 Minuten ein so simples wie geniales Thema mit markanten Trillerfiguren wie ein Mantra wiederholt. Der »Master Plan« des Schöpfers lautet: »Peace and happiness for every man« – und ist damit stark geprägt von dem fünf Jahre zuvor entstandenen »A Love Supreme« von John Coltrane, mit dessen Band Sanders zahlreiche Alben aufnahm.

Zum Abschluss stimmt John Scofield »(Back Home again in) Indiana« an. Das 1917 entstandene Lied gilt als inoffizielle Hymne des US-Bundesstaates Indiana und wurde schließlich auch von zahlreichen Jazzmusikern aufgegriffen – unter anderem von Louis Armstrong, der seine Auftritte mit dem Standard eröffnete.

Der Ort

Die dunkle Holzvertäfelung aus französische Eiche macht das Foyer des Kleinen Saales zu einem behaglichen Ort, der auf die intimen Konzertformate und die warme Akustik im Innern des Saales einstimmt.

Zur Reihe

Für die Elbphilharmonie Sessions nehmen Künstler exklusive Musikvideos in Elbphilharmonie und Laeiszhalle auf – manchmal auch abseits der Bühnen, an ungewöhnlichen Orten. So sehen die Konzerthäuser von innen aus. Und so klingen sie.

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