Venedig

Von Vivaldi bis zu den Ghetto Songs der Lagunenstadt

Venedig
Venedig © Andrea Wyner

»Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig.« Friedrich Nietzsche wusste, wovon er sprach. Die Lagunenstadt blickt nicht nur auf eine außergewöhnlich reiche (Kunst-) Geschichte zurück, sie atmet Musik: mit jedem Glockenschlag von San Marco, mit jedem singenden Gondoliere auf dem Canal Grande, mit jedem prächtigen Palazzo, aus dessen geöffneten Fenstern Töne klingen. Das Elbphilharmonie-Festival »Venedig« verlegt die Stadt nun für die Dauer der Ostertage an die Elbe – immerhin ist auch die Elbphilharmonie inmitten von Kanälen auf Pfählen ins Wasser gebaut.

Als See- und Handelsmacht zog die gut eintausend Jahre bestehende Serenìsima Repùblica de Venessia, wie sie auf Venezianisch hieß, Menschen aller Herren Länder schon immer magisch an. Entsprechend vielfältig war das Kulturleben. Hier entstanden die ersten privaten Opernhäuser, hier nutzten prominente Kantoren die Akustik des Markusdoms für spektakuläre Effekte, hier gab Vivaldi mit seinem Waisenhaus-Orchester hochvirtuose Konzerte. Später kamen Künstler wie Liszt, Wagner, Strawinsky und Thomas Mann zum Leben oder Sterben hierher. Und in Luigi Nono brachte Venedig einen der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts hervor.

Venedig war aber auch das Tor zum Orient. Durch den Handel mit der gesamten mediterranen Welt finden sich in der Stadt bis heute Spuren byzantinischer, osmanischer, jüdischer und muslimischer Kultur. Vor rund 500 Jahren wurde das erste jüdische Ghetto angelegt, begrenzt von Mauern und Toren, in dem eine ganz eigene Musiksprache entstand.

Entsprechend vielfältig ist die musikalische Bandbreite des Festivals »Venedig«, das all diese Strömungen aufgreift und in durchdachten Konzertprogrammen beleuchtet. Dazu reisen nicht nur renommierte Spezialensembles für historische Musik an die Elbe. In gleich drei Konzerten spielen auch raumakustische Aspekte eine Rolle, die die Soundkulisse Venedigs ganz plastisch erlebbar werden lassen – Wellenplätschern inklusive. Das intensivste Erlebnis verspricht Olga Neuwirths »Le Encantadas«, für das die Komponistin selbst mit dem Mikrofon durch die Kirchen, Calle und Kanäle zog.