Il Giardino Armonico / Anna Prohaska

Mit der Sopranistin Anna Prohaska und dem Mailänder Ensemble Il Giardino Armonico bringt Giovanni Antonini die Dramen um Dido und Kleopatra auf die Bühne der Laeiszhalle. Henry Purcell wird in England als »The Greatest English Opera Composer« gerühmt, obgleich er strenggenommen mit »Dido und Aeneas« von 1689 bloß eine einzige Oper geschrieben hat. Für das Drama um den treulosen Aeneas, den mythischen Ahnherrn Roms, und die verlassene Dido, die Königin des nordafrikanischen Karthago, erdachte Purcell eine dunkle, doppelbödige Musik. Nicht der Spruch der Götter, nein, der übelwollende Hexenzauber entscheidet hier über das Glück der Menschen und den Fortgang der Geschichte. Gleichwohl gründete Purcell seine Komposition vorzugsweise auf dem scheinbar sicheren Fundament eines »Ground Bass«, einer beständig wiederkehrenden Tonfolge, die wie das Symbol unentrinnbarer Schicksalsmächte wirkt. »Ah! Belinda, I Am Presssed With Torment«, die erste Arie der Dido, und natürlich ihre berühmte Sterbeszene »When I am laid in Earth« stehen ganz im Bann dieser ominösen Bässe. Anna Prohaska singt den Anfang und das Ende der Tragödie: Sie ist die Königin des Abends - als Dido und als Kleopatra. Im Wechselspiel mit Il Giardino Armonico wird sie neben Purcells Oper auch andere Dido-Dramen in Erinnerung bringen, etwa »Didone abbandonata« von Johann Adolph Hasse, dem Organistensohn aus Bergedorf, der im 18. Jahrhundert zum allseits verehrten »padre della musica« aufstieg; oder Christoph Graupners 1707 für die Oper am Gänsemarkt komponiertes Singspiel »Dido, Königin von Carthago«. Und mit »Giulio Cesare in Egitto«, einmal von Sartorio, einmal von Händel, ruft Anna Prohaska auch die Pharaonin Kleopatra aus der sagenumwobenen Vergangenheit herauf.