Thomas Hampson, Bariton / Wolfram Rieger, Klavier

Dem genialen Liedkomponisten einen kongenialen Interpreten: Starbariton Thomas Hampson eröffnet seinen dreiteiligen Residenzzyklus, der ganz dem Doppeljubilar Gustav Mahler (150. Geburtstag 2010, 100. Todestag 2011) gewidmet ist. Und es sind extreme Gefühlsausbrüche, die hier in berauschende Klänge gegossen werden: von Mahlers erstem Liederzyklus, den »Liedern eines fahrenden Gesellen« bis zu den Liedern nach Texten von Friedrich Rückert, der ab 1900 Mahlers dichterischer Leitstern war. Sind schon die fünf einzelnen Rückert-Lieder Zeugnis einer radikal neuen Ausdruckskunst, so führen die »Kindertotenlieder« in absolute Grenzbereiche menschlicher Empfindungswelten: Komponiert auf fünf Gedichte, die Rückert nach dem Tod zweier seiner Kinder zur Weihnachtszeit 1833/34 schrieb, sind sie erschütternde Abgesänge. Alma Mahler, die dem Komponisten eben zwei Töchter geboren hatte und seinen künstlerischen Intentionen sonst immer aufgeschlossen gegenüberstand, war 1904 ratlos: »Ich kann es aber nicht verstehen, dass man den Tod von Kindern besingen kann, wenn man sie eine halbe Stunde vorher, heiter und gesund, geherzt und geküsst hat. Ich habe damals sofort gesagt: ›Um Gottes willen, Du malst den Teufel an die Wand!‹ Der Sommer war schön, konfliktlos, glücklich.« 1907 starb Mahlers fünfjährige Tochter Maria-Anna.