NDR Sinfonieorchester / Michael Barenboim / Michael Gielen
Für sein zweites Gastspiel in der Saison 2012/13 hat der musikalische Analytiker Michael Gielen zwei Komponisten ausgewählt, von denen es stets hieß, sie hätten mehr Hirn als Herz: Johannes Brahms und Arnold Schönberg. Schönberg kannte dieses Vorurteil nur zu gut; mit Leidenschaft verteidigte er sich und sein Vorbild Brahms in dem Aufsatz »Herz und Hirn in der Musik«: »Es ist nicht das Herz alleine, das alles Schöne, Gefühlvolle, Zärtliche und Bezaubernde schafft; ebenso wenig ist es alleine das Hirn, das das gut Konstruierte, klar Organisierte hervorbringt. (…) Das Herz muss dem Kopf nahegerückt sein.« Die Variation bildet das gemeinsame Arbeitsprinzip von Brahms und Schönberg. Brahms’ Variationen über ein Thema von Haydn werden häufig als Vorspiel zu dessen vier Symphonien bezeichnet. Clara Schumann fühlte sich bei Brahms’ Dritter Sinfonie an eine »Pastorale« erinnert und hörte darin den »geheimnisvollen Zauber des Waldlebens«. Und doch hatte Brahms’ Komponisten-Hirn diese herzerwärmende Musik aus der Variation eines winzigen Bausteins hervorgebracht, wie Schönberg bewundernd analysierte. Schönbergs Violinkonzert wiederum verbindet klassizistische Formgebung mit Zwölftontechnik. Alles in diesem Konzert erwächst aus der Variation einer Zwölftonreihe; und doch konnte Schönberg vom Thema des Andante grazioso behaupten: »Ich habe nur Melodien eingeführt, die ich für gut, wenn nicht für schön hielt.«
Performers
NDR Sinfonieorchester
Michael Barenboim violin
conductor Michael Gielen
Programme
Johannes Brahms
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a
Arnold Schönberg
Konzert für Violine und Orchester op. 36
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90
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