Magdalena Kožená, Mezzosopran / Malcolm Martineau, Klavier

Magdalena Kožená betreibt Schöngesang im besten Sinne. Die Mezzosopranistin legt wenig Wert auf opernhafte Exaltiertheit. Dafür sagt eine Nuance bei ihr mehr als tausend Worte. Ihre großen Momente sind die, in denen der Ausdruck zurücktritt und die Stimme sich vollkommen frei im Raum entfaltet. So wie in Debussys »Ariettes oubliées« nach dem Gedichtzyklus »Romances sans Parole« von Paul Verlaine. Darin betrieb derDichter die Verschmelzung von Sprache und Musik, indem er die Worte auf ihren bloßen Klang reduzierte. Debussy vollzieht den gleichen Effekt mit seinen eigenen Mitteln: Er legt die Melodie so eng um die Sprache, dass beides nicht mehr zu trennen ist. Begleitet wird Magdalena Kožená von Malcolm Martineau, mit dem sie regelmäßig zusammenarbeitet. Der Pianist teilt ihr Gespür für feine Nuancen. So wie in Benjamin Brittens vermeintlich harmlosen Wiegenliedern, in denen immer wieder durchschimmert, dass die behandelte Familie in Wahrheit tief beschädigt ist. Eine glücklichere Konstellation findet sich da in Messiaens »Poèmes pour Mi« in der (ursprünglichen) Klavierfassung von 1936, mit denen der Komponist das Herz seiner ersten Frau eroberte.