Voix de Femmes / Rémi Laversanne

Nicht nur junge Waisen wurden im »Ospedale della Pietà« in Venedig aufgenommen, auch Babys von Müttern und Familien in Not, unehelich gezeugte und unerwünschte Kinder, fanden ihren Weg über die Babyklappe in das Waisenhaus. Viele von ihnen trugen die Hälfte eines Bildes oder einer Münze bei sich, das ihnen mitgegeben wurde, um sie in besseren Zeiten wiederfinden zu können.

Da der venezianische Klerus freier lebte und auch sozialen Aufstieg versprach, schrieb Antonio Vivaldi als Priester seine geistliche Musik hier. Als Musiklehrer unter Frauen wurde er argwöhnisch vom venezianischen Geheimdienst bewacht. Vivaldi jedoch ließ sich nicht beirren, erkannte das Potential der ihm Anvertrauten – und schon bald kamen nicht nur venezianische Kirchgänger, sondern Touristen aus ganz Europa, um das erste Mädchenorchester der Welt zu bewundern. Für die jungen Frauen, in den Konzerten abgeschirmt von Blicken, war die musikalische Ausbildung eine Garantie für eine bessere Zukunft, Vivaldis Musik wird von hier aus die Welt erobern.