Richard Thompson, Mitbegründer der legendären englischen Folkrock-Band Fairport Convention, gab im Sommer 2022 mit einem Solokonzert im Kleinen Saal seinen Einstand in der Elbphilharmonie. Fans wie hochrangige Kollegen sehen in ihm den vollendeten Gitarristen. Dabei ist Thompson kein Magier, sondern ein echter Arbeiter am akustischen Instrument; man spürt sofort, dass da einer sein ganzes Leben mit Üben, Spielen und dem Schreiben und Verfeinern von Songs zugebracht hat. Entsprechend ehrlich und unmittelbar ist er als Performer.
Vor Kurzem ist seine Autobiografie erschienen, in der er auf gut 50 Jahre britische Folk- und Rockgeschichte und seine eigene, nicht unerhebliche Rolle darin zurückblickt – erfrischend uneitel. Im »Elbphilharmonie Talk« geht es viel um das lesenswerte Buch und auch darum, wie es sich für ihn anfühlte, eine so lange Zeitspanne Revue passieren zu lassen, um sie in einer erzählerischen Form zwischen zwei Buchdeckel zu bringen. Welche Rolle spielt dabei das Gedächtnis – das eigene und auch das von Weggefährten, wenn man nie Tagebuch geführt hat und sich an manches vielleicht gar nicht mehr erinnern kann?
Im Gespräch zeigt Richard Thompson sich wie auf der Bühne: Ein freundlicher, (selbst-)ironischer Conférencier in eigener Sache. Er war nie der Superstar, weil Folk-Rock einfach keine Superstar-Musik ist, und er wirkt vollkommen einverstanden damit. Wie konnte es passieren, dass dieses Urgestein zutiefst britischer Musik und Kultur vor Jahren England verließ und in die USA übersiedelte? Thompson erzählt, wie er sich auch unter den Yankees seine Britishness mühelos bewahrt. Und am Ende verrät der großartige Gitarrist, welches Instrument er eigentlich am liebsten spielen würde.
