NDR Sinfonieorchester / Alan Gilbert

Michael Gielen hat sich bei einem Sturz eine Verletzung zugezogen, die er in den kommenden Wochen noch auskurieren muss. Daher muss er seine Dirigate beim NDR Sinfonieorchester in Hamburg und Lübeck leider absagen.An seiner Stelle wird Alan Gilbert die Konzerte leiten. Auf dem Programm steht unverändert Gustav Mahlers 7. Sinfonie. »Mahler ist [...] der erste moderne Komponist, dessen Inhalte im Grunde schon die Schönbergs sind«, so Mahler-Exeget Michael Gielen, »das Innere des Menschen, seine Zerrissenheit und die Zerrissenheit der gesellschaftlichen Verhältnisse, in einer Musiksprache, die dem ’normalen’ Konzertpublikum zugänglich ist. Darin liegt, glaube ich, seine überragende Wichtigkeit: Mahler konfrontiert das Publikum mit den dissonanten Inhalten der Moderne«. Nach der verletzungsbedingten Absage Gielens wird nun Alan Gilbert, Music Director des New York Philharmonic Orchestra und Erster Gastdirigent des NDR Sinfonieorchesters, seine Interpretation von Mahlers 7. Sinfonie vorstellen. Mahlers Siebte Sinfonie führt verglichen mit ihren Schwesterwerken ein gewisses Schattendasein auf den internationalen Konzertbühnen. Das könnte daran liegen, dass viele Mahler-Fans sich an dem allzu lebensbejahenden Finale stören, das aus strahlend pompösem C-Dur nicht herauskommt. Einen solchen Freudentaumel will man Mahler allenfalls mit gebrochenem Hintersinn zugestehen. »Es ist mein bestes Werk und vorwiegend heiteren Charakters«, hatte der Komponist zwar selbst über seine Siebte gesagt. Wie Michael Gielen aber einmal darlegte, scheint die Siebte von innen nach außen komponiert, der dritte der fünf Sätze also zentral zu sein. Und dieses Scherzo trägt die vielsagende Vortragsbezeichnung »Schattenhaft«. Auch die beiden »Nachtmusiken« (wie Mahler den zweiten und vierten Satz nannte) offenbaren sehr wohl jene für Mahler so typische Zerrissenheit.