Hamburger Camerata

An die Hoffnung: 20 Jahre wiedervereinigtes Deutschland

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In kulturpolitisch schwierigen Zeiten dirigierte Max Pommer jenes Leipziger Ensemble, das als Speerspitze der Avantgarde in der DDR gelten kann: Die Gruppe Neue Musik Hanns Eisler. Die Gruppe suchte nicht nur den Anschluss an die Entwicklung der neuen Musik jenseits des Eisernen Vorhanges, sie bot auch einer Generation von DDR-Komponisten ein Forum für ihre nicht immer systemkonforme Musik. Um der »genialen und widersprüchlichen Kunst« (Pommer), die damals entstand, seine Referenz zu erweisen, stellt Pommer ins Zentrum des ersten Konzertes der Saison 2010/2011 den Übervater der neuen Musik in der DDR: Hanns Eisler. Für den Kommunisten Hanns Eisler waren Kunst und Gesellschaft nie zu trennen. »Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch davon nichts«, war seine Devise. Zeit seines Lebens kämpfte er gegen die »Dummheit in der Musik« – und zermürbte sich schließlich im Kleinkrieg gegen den engen Kunstbegriff im »real existierenden Sozialismus«. Eislers Ernste Gesänge sind eine äußerst vielfältige Lied-Sammlung, die ebenso reich und widersprüchlich ist wie seine Sicht der Wirklichkeit: Texte von Hölderlin stehen neben solchen von Stefan Hermlin oder dem Gedicht »XX. Parteitag« von Helmut Richter; Zwölftontechnik und Cluster stehen neben romantischen Anklängen. Worin Hanns Eislers persönliche Hoffnung bestand, versteht man am besten aus der Vortragsanweisung, die er seinen in düsteren Zeiten, kurz vor seinem Lebensende veröffentlichten Ernsten Gesängen vorangestellt hat: »Der Sänger möge sich bemühen, durchweg freundlich, höflich und leicht zu singen.« In einem wären sich der Citoyen Beethoven und der Kommunist Eisler sicher einig gewesen: Große Musik ist mehr als klingendes Spiel, sie hat eine ethische Dimension. »Allein Freiheit, weitergehn ist in der Kunstwelt wie der gantzen Schöpfung Zweck«, lautete Beethovens Devise. Hörbar wird dieses Freiheits- und Fortschrittspathos schon im ersten Akkord jener ersten Symphonie, mit der Beethoven im April des Jahres 1800 die Bühne als Symphoniker betrat. Ein Aufsehen erregender, dissonanter Dominantseptakkord eröffnet die Einleitung des ersten Satzes. Das Mutterland dieser Freiheitshoffnung war Frankreich. Von dort stammten viele Formen, Spieltechniken und Modelle, die Beethoven in seine Musik einfließen ließ. In dem für den Virtuosen Franz Clement geschriebenen Violinkonzert etwa verarbeitete er Einflüsse der neuen französischen Violinschule. Hochburg dieser Schule war eine Vorzeigegründung der Revolutionszeit: Das Pariser Conservatoire. Hier lehrte Rodolphe Kreutzer, dem Beethoven wenige Jahre zuvor seine »Kreutzer-Sonate« auf den Leib geschneidert hatte.

Performers

Hamburger Camerata

Alina Pogostkina violin

Urban Malmberg

director Max Pommer

Programme

Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61

Hanns Eisler
Ernste Gesänge

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21