Portrait Olga Neuwirth

Olga Neuwirth
Olga Neuwirth © Harald Hoffmannn

Olga Neuwirth gehört zu den wichtigsten Komponistinnen unserer Zeit. Impulse für ihre Arbeit zieht sie aus Literatur, Film, Wissenschaft oder Gesellschaftspolitik. Ihr umfangreicher Werkkomplex besteht aus großen Orchesterstücken, Musiktheater-, Ensemble-, Solo- und Kammermusikwerken, Radio- und Filmmusik, aber auch aus Texten, Fotografien, Experimental- und Trickfilmen sowie aus zwei Büchern.

Die intensive Auseinandersetzung mit anderen Kunstgattungen wird in vielen ihrer Werke deutlich und führt immer wieder zu erfolgreichen Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern anderer Sparten. Insbesondere mit der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verbindet sie seit fast drei Jahrzehnten eine kontinuierliche Zusammenarbeit, die bereits mehrere Musiktheaterwerke, Hörstücke und Kurzfilme hervorgebracht hat.

Ungewöhnliche instrumentale und elektronische Klangkombinationen zeichnen Neuwirths Arbeiten aus. Musikalische Brüche, Zitate und Anspielungen verbinden sich oft auf subtile Weise mit einem sehr hintergründigen Humor. Virtuos wirbelt die Komponistin unsere Wahrnehmungsgewohnheiten durcheinander und schafft eine packende, sich ständig verändernde Musik, die fasziniert und kein gleichgültiges Hören zulässt.

Derzeit arbeitet Olga Neuwirth an »Orlando«, einer neuen Oper für die Wiener Staatsoper. Im November 2018 hat ihre neue Musik zur restaurierten Fassung des wiederentdeckten Stummfilms »Die Stadt ohne Juden« Premiere. Und mit dem fantastischen Klangtheater »Le encantadas« sowie einer Neufassung von »The Outcast« gastieren zwei ihrer wichtigsten Werke der jüngeren Vergangenheit in der Elbphilharmonie.

Beide Stücke zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem großen US-Autor Hermann Melville, dessen Werk mit Ausnahme von »Moby Dick« weitgehend unbekannt geblieben ist. Dabei geht es der Komponistin nicht nur um die Biografie, sondern auch um die visionäre Gesellschaftskritik Melvilles, der den Wandel der Arbeitswelt und die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Ozeane schon im 19. Jahrhundert thematisiert hat. Elemente von Oratorium, Performance, Film und Installation verschmelzen in Olga Neuwirths Hommage zu einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit dem Genre Musiktheater und bilden den Höhepunkt des Portraits, das ihr in dieser Saison in der Elbphilharmonie und im Rahmen des Festivals »Greatest Hits« auf Kampnagel gewidmet ist.